Prade Heinrich, Politiker. * Reichenberg (Liberec, Böhmen), 5. 6. 1853; † Wien, 22. 4. 1927. Sohn eines Wollfabrikanten; 1871 Beamter der Versicherungsges. Concordia, ab 1885 selbständiger Kaufmann und Gemeinderat von Reichenberg, 1885–1910 böhm. Landtagsabg., 1885–1911 Reichsratsabg.; 1889–1901 Vizebürgermeister von Reichenberg. P. lehnte 1900 den Eintritt in das Kabinett Koerber ab, war 1900/01, in den Tagen schwerer innenpolit. Auseinandersetzungen, Erster Vizepräs. des Abg.Hauses und wurde 1906 als Minister ohne Portefeuille der erste dt. Landsmannminister für Böhmen im Kabinett Beck. Als solcher demissionierte er 1907 aus parteipolit. Rücksichten, wurde aber 1908 zum zweitenmal in dasselbe Kabinett berufen. P. war Dir. der von ihm 1892 gegründeten Gemeindesparkasse der Stadt Reichenberg, 1908/09 Gen.Rat der Österr.-ung. Bank, 1909–14 Präs. der Österr. Ind.- und Handelsbank, an deren Gründung er führend beteiligt gewesen war. Im Nationalitätenkampf vertrat P. vor allem die Interessen der Dt. in den Sudetenländern im Sinne des Programms der Dt. Volkspartei, der er sich bei ihrer Gründung 1895 angeschlossen hatte. Schon als junger Abg. trat er mit zukunftsweisenden Anträgen auf Verbesserung der Sozialversicherung und der gesamten Sozialpolitik hervor und widmete sich auch den Problemen der Staatsfinanzen und des Budgets. Daß er als Mitgl. des Kabinetts Beck 1907 gegen die Einführung des allg. Wahlrechtes Stellung nahm, erregte einiges Aufsehen. In der Frage der parlamentar. Durchführbarkeit des böhm. Ausgleichs wurde er vom K. persönlich konsultiert. P. wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. Ehrenbürger von Reichenberg, 1907 Dr. h. c. der Univ. Leipzig und Geh. Rat.