Preindl, Ferdinand (1881–1978), Forstbeamter

Preindl Ferdinand, Forstbeamter. Geb. Taisten, Tirol (Tesido, I), 27. 5. 1881; gest. Oberalm (Salzburg), 15. 10. 1978. Aus einer Bergbauernfamilie stammend. – P. wuchs als eines von 14 Kindern in ärmlichen Verhältnissen auf und wurde ab dem 12. Lebensjahr für die Mitarbeit am elterlichen Hof von der Schule freigestellt. Schon als 14-Jähriger musste er infolge eines Arbeitsunfalls des Vaters die Führung des elterlichen Bauernhofs übernehmen. Ab dem 16. Lebensjahr konnte er für fünf Jahre das Gymnasium in Brixen (Bressanone) besuchen, musste die Schule aber aufgrund eines schweren Augenleidens aufgeben und trat in den öffentlichen Dienst ein. Er war 1903–04 bei der Tiroler Landeshypothekenanstalt im Grundbuch- und Buchhaltungsdienst beschäftigt, gleichzeitig besuchte er Staatsverrechnungsvorlesungen an der Universität Innsbruck (Fachprüfung 1904) und war 1904–07 bei der Statthalterei für Tirol und Vorarlberg im Rechnungs- und Konzeptdienst tätig. 1907–15 Kassier, Sekretär und Direktor der Tiroler Bauernsparkasse-Creditverein, gründete er mehrere Raiffeisenkassen und landwirtschaftliche Genossenschaften in Tirol, ehe er 1915 zum Leiter des Kommerziellen Büros der Statthalterei für Tirol und Vorarlberg ernannt wurde; bis 1919 leitete er auch die Kriegsgetreideverkehrsanstalt und die Landeseinkaufsstelle für Tirol und war 1919–22 Ernährungs- und Landwirtschaftsdirektor für Tirol. Ab 1923 Geschäftsführender Präsident der Tiroler Einfuhr AG, erfolgte 1926 seine Bestellung zum kommerziellen Direktor und 1929 zusätzlich die Beförderung zum Generaldirektor der Österreichischen Bundesforste. Nach dem „Anschluss“ 1938 vorerst beurlaubt, im März 1939 in den Ruhestand versetzt, war P. einige Zeit beschäftigungslos und übersiedelte nach Jugoslawien, wo er als Forstexperte sowie als Direktor der Slavek AG für Forstindustrie Zagreb-Beograd fungierte. Ein Aufnahmeansuchen in die NSDAP wurde aufgrund seiner Positionen im autoritären „Ständestaat“ 1943 endgültig abgelehnt. Nach dem 2. Weltkrieg leitete er 1945–58 neuerlich als Generaldirektor und kommerzieller Direktor die wieder errichteten Österreichischen Bundesforste. Im Ruhestand wurde er vom Land- und Forstwirtschaftsministerium als Konsulent für die Führung der zu den Österreichischen Bundesforsten gehörenden Heilbäder, Hotel- und Höhlenbetriebe herangezogen. P. war Inhaber zahlreicher Ehrungen, u. a. des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich, 1952 Ehrenbürger der BOKU und des Kommandeurskreuzes des königlichen Vasaordens.

N.: Salzkammergut-Zeitung, 19. 10. 1978.
L.: M. Wirth, in: O. Rathkolb u. a., Die „Reichsforste“ in Österreich 1938–1945, 2010, S. 123–126 (m. B.); Archiv der Österreichischen Bundesforste, BOKU, beide Wien.
(M. Wirth)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)