Pressburger Richard, Jurist. * Wien, 16. 2. 1862; † Wien, 28. 1. 1938. Sohn eines Beamten; stud. 1881–85 an der Univ. Wien Jus, 1886 Dr. jur. War ab 1893 als Hof- und Gerichtsadvokat in Wien tätig. P. war ein ungemein erfolgreicher Verteidiger, der oft sensationelle Freisprüche erzielte. Zu seinen interessantesten Fällen gehörten u. a. der Hochverratsprozeß gegen den ehemaligen Kriegsminister Auffenberg (s. d.), 1915, die Mordprozesse gegen Hoflehner, 1910, Pruscha, 1925, und Halsmann, 1928/29, die polit. Prozesse gegen Sieczyński wegen Ermordung des Statthalters Potocki (s. d.), 1908, gegen die Attentäter Njegus, 1912, Carniciu, 1925, Aziz Cami, 1931, sowie gegen den Schutzbundführer Mjr. Eifler, 1935. Daneben hatte P. auch eine angesehene zivilrechtliche Praxis. Als überzeugter Gegner der Todesstrafe hielt er in Wien vor dem Internationalen Anwaltsverband, dessen Ausschußmitgl. er war, einen vielbeachteten Vortrag (1932) über dieses Thema. P., der sich auch um die Reform der Voruntersuchung verdient machte, wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet.