Primisser, Alois (1796-1827), Museumsfachmann

Primisser Alois, Museumsfachmann. * Innsbruck, 4. 3. 1796; † Wien, 25. 7. 1827. Sohn des Folgenden; absolv. das Akadem. Gymn. und die philosoph. Stud. (1814–16) an der Univ. Wien. Wurde 1814 Praktikant an der Ambraser Smlg. im Unteren Belvedere in Wien, 1816 Dritter Kustos am Münz- und Antikenkabinett, dem die Ambraser Smlg. angefügt wurde. 1816 bemühte er sich um die Einbringung der in Ambras verbliebenen Gegenstände in die Wr. Smlg. Die Auswahl und Ordnung durch P. erfolgte aufgrund der von ihm in ihrer Bedeutung erkannten Inventare und Dokumente des 16. Jh. Er plante in Ambras die Begründung einer themat. auf Tirol bezogenen Galerie aus Wr. Beständen, die der Vorläufer des späteren Landesmus. wurde. 1821 erfolgte die Aufstellung der völkerkundlichen Gegenstände des Naturalienkabinetts im Unteren Belvedere. P. setzte durch seine auf Materialkenntnis, Quellenstud. und hohem konservator. Verantwortungsbewußtsein basierenden Arbeiten Maßstäbe sowohl für die spätere österr. Sammlungsgeschichte als auch für eine wiss. Erschließung des Einzelobjektes. Ab 1822 war P. mit der Malerin J. Mihes verheiratet. In seiner gem. mit F. H. v. d. Hagen hrsg. Smlg. „Der Helden Buch in der Ursprache“ machte P. u. a. das Kudrun-Epos der Wiss. zugänglich.

W.: Die k. k. Ambraser-Smlg., 1819; Über Freidals Turnierbuch, in der k. k. Ambraser-Smlg. zu Wien, in: Taschenbuch für die Vaterländ. Geschichte, 1820; Über Maximilians I. Smlg. altdt. Gedichte . . ., ebenda, 1822; Über des K. Maximilian I. Gedenkbücher . . ., ebenda, 1823; Zweytes Gedenkbuch des K. Maximilian I. . . ., ebenda, 1824; Reise-Nachrichten über Denkmahle der Kunst und des Alterthums in den österr. Abteyen, und in einigen andern Kirchen Österr. und Kärnthens, in: Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst 12, 1821, n. 97/98 ff., 13, 1822, n. 20 ff.; etc. Hrsg.: Der Helden Buch in der Ursprache (= Dt. Gedichte des Mittelalters, hrsg. von F. H. v. d. Hagen und J. G. Büsching 2–3), 1820–25; Peter Suchenwirt’s Werke aus dem 14. Jh., 1827.
L.: Tiroler Stimmen vom 12. 4. 1862; J. Bergmann, Die 5 gelehrten P., in: Berr. und Mitth. des Alterthums-Ver. zu Wien 5, 1861, S. 217 ff. (mit Werksverzeichnis); A. Schatz, Ein Gelehrtengeschlecht in Prato (Vinschgau), in: Der Schlern 9, 1928, S. 218 ff.; ADB; Giebisch–Gugitz; Graeffer–Czikann; Kosch; Kosch, Das kath. Deutschland; Lhotsky 2, s. Reg.; Nagl–Zeidler–Castle 3, S. 54; Wurzbach; A. Lhotsky, Die Ambraser Smlg., in: A. Lhotsky, Aufsätze und Vorträge 4, hrsg. von H. Wagner und H. Koller, 1974, S. 149 f.
(E. Scheicher)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 38, 1981), S. 281f.
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