Provázek von Lanov, Stanislaus; Ps. P. Laner (1875-1915), Zoologe

Provázek von Lanov Stanislaus, Ps. P. Laner, Zoologe. * Neuhaus (Jindřichův Hradec, Böhmen), 12. 11. 1875; † Cottbus (DDR), 17. 2. 1915. Sohn eines Off.; stud. ab 1896 an der Dt. Univ. in Prag Naturwiss. und Phil., 1897–99 an der Univ. Wien Zool., 1899 Dr. phil. P. begann am II. Zoolog. Inst. in Wien bei B. Hatschek (s. d.), dessen Schüler er bereits in Prag gewesen war, seine wiss. Tätigkeit. Er untersuchte physiolog. und entwicklungsgeschichtliche Probleme an Einzellern, wobei er die Entstehung des Achsenfadens im Schwanz von Krebsspermien aufzeigen konnte. Nach kürzeren Aufenthalten bei Ehrlich in Frankfurt a. M. (1901) und bei Hertwig am Zoolog. Inst. der Univ. München begann er 1903 eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Schaudinn in Rovigno (Rovinj); er stud. dabei die Entwicklungszyklen von Flagellaten sowie autogame Befruchtungsvorgänge an Einzellern und beschrieb die Entwicklungsstadien von Trypanosoma lewisi im Zwischenwirt. 1905 arbeitete P. an Schaudinns Stelle am k. Gesundheitsamt in Berlin und wies auf die ätiolog. Rolle der Spirochaeta schaudinnii im Ulcus tropicum hin. Nach Schaudinns Tod folgte P. 1906 einem Ruf an das Inst. für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg. Er arbeitete nun vornehmlich über Chlamydozoen, damals als Erreger angesehen, die sich im Plasma von Zellen vermehren, mit Giemsa-Lösung färben und als Zellreaktion eine Art Hülle (Chlamys) erkennen lassen. P. konnte die Plasmaeinschlüsse bei Vakzinevirus noch nicht von Artefakten trennen, derartige Plasmaeinschlüsse wurden aber von ihm und Halberstädter als Initial- und Elementarkörperchen des Trachomerregers beschrieben und erfolgreich auf die Affenkonjunktiva übertragen. P.s Tätigkeit in Hamburg war durch Reisen gekennzeichnet: 1906/07 unternahm er mit Neisser eine Expedition nach Java zur Erforschung der Syphilis, 1908/09 besuchte er mit Giemsa das Oswaldo-Cruz-Inst. in Rio de Janeiro, 1910–12 war er mit dem Ophthalmologen Leber auf Samoa, Sumatra und den Marianen (deren Natur und Geschichte er in einer Monographie beschrieb), 1913 stud. er mit Hegler in Serbien, 1914 mit Rocha-Lima in Konstantinopel das Fleckfieber und wurde schließlich 1914 zum gleichen Zweck in ein Kriegsgefangenenlager nach Cottbus beordert, wo er dieser Seuche erlag. P. veröff. mehr als 209 wiss. Arbeiten, mit denen er zur Lösung biolog. Probleme an Einzelligen beitrug.

W.: Zur positiven Naturanschauung, 1901; Einführung in die Physiol. der Einzelligen (Protozoen), 1910; zahlreiche Abhh. in wiss. Z. Hrsg. und Mitarbeit: Hdb. der pathogenen Protozoen 1–2, 1914, 3, fortgeführt von W. Nöller, 1931.
L.: N. Fr. Pr. vom 21. und 24. 2. und 13. 3. 1915; H. Joseph, Kriegsverluste unter den Naturforschern Dt.-Böhmens 1: S. v. P. †, in: Lotos 63, 1915, S. 68 ff.; B. Hatschek, Nachruf für S. v. P., in: Verhh. der k. k. zoolog.-botan. Ges. in Wien 65, 1915, S. (65 ff.); M. Hartmann, S. v. P. †, in: Archiv für Protistenkde. 36, 1916, S. I ff. (mit Werksverzeichnis); G. Olpp, Charakterköpfe der Tropenmed., 1936, S. 37 ff.; R. B. Gold-Schmidt, Portraits from Memory, 1956, S. 138 ff.; Dictionary of Scientific Biography, hrsg. von Ch. C. Gillispie, 11, 1975.
(E. Mannweiler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 39, 1982), S. 309
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