Radziszewski Bronisław, Chemiker und Naturwissenschafter. * Warschau, 6. 11. 1838; † Lemberg (L’viv), 11. 3. 1914. Stud. 1855–61 an der Univ. Moskau Naturwiss. (Kandidat der Wiss.); 1862/63 Gymnasialprof. für Biol. in Warschau. Während des Aufstandes 1863/64 war er im Sekretariat der Nationalregierung in Warschau tätig, 1863/64 als Koär. in der Woiwodschaft Augustów. 1864–67 stud. R. Mathematik und Physik bei Kekulé an der Univ. Gent (1867 Dr. ès–sc), 1867–70 an der Univ. Löwen, 1870–72 unterrichtete er Chemie am Techn. Inst. und an der Realschule in Krakau (Kraków). 1872 ao. Prof., 1874–1910 o. Prof. der allg. und pharmazeut. Chemie an der Univ. Lemberg, Dir. des Chem. Inst. und des pharmazeut. Stud., 1879/80 Dekan, 1882/83 Rektor. Dank seiner Bemühungen wurde ein neues Gebäude für das Chemie- und Pharmakognosieinst. (1891) errichtet und die medizin. Fak. eröffnet. R., Verfasser von über 200 wertvollen wiss. Arbeiten, war vor allem auf dem Gebiet der aromat. Chemie tätig, arbeitete aber auch über Erdöl, Mineralwässer, Phosphoreszenz etc. Er gehört zu den Klassikern der organ. Chemie in Galizien und Polen und begründete in Lemberg eine bedeutende chem. Schule. 1877 formulierte er eine Theorie vom Entstehen des Erdöls aus der Meeresfauna und -flora, welche bald durch die Forschungen von Hoppe-Seyler und Zuber bestätigt wurde. R. gründete in Lemberg 1875 die Kopernikusges. (1877–81 deren Vorsitzender), deren Organ „Kosmos“ er 1876–1910 red., 1876 die Pädagog. Ges. (bis 1879 deren Vorsitzender), 1880 die Ges. der Hochschullehrer (bis 1884 deren Vorsitzender). 1876–78 red. er die Z. der Pharmazeut. Ges., 1873–1903 war er Stadtrat von Lemberg. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1874 Mitgl. der Krakauer Akad. der Wiss.; HR.