Ramsauer, Johann Georg (1795-1874), Bergmann und Archäologe

Ramsauer Johann Georg, Bergmann und Ausgräber. * Hallstatt (OÖ), 7. 3. 1795; † Linz, 1. 1. 1874. Sohn eines Amtszimmermannes; trat 1808 in das Salzoberamt Gmunden (Hallstatt) ein und war ab 1831 Bergmeister in der Salinenverwaltung Hallstatt. Nachdem bei der Öffnung einer Schottergrube auf Salinengrund zufällig Gräber angefahren wurden, leitete R., als Bergmeister für die Arbeiten verantwortlich, neben seinen Amtsgeschäften und ohne dafür bezahlt zu werden, auch die weiteren Ausgrabungen, die sich von 1846 bis zu seiner Pensionierung (1863) erstreckten, und wurde damit zu einem Pionier der Urgeschichtsforschung. Allerdings wandte er seine Sorgfalt mehr der Bergung der Bronzen zu, weniger der Keramik und den Skelettresten. Das Mus. Francisco-Carolinum in Linz gab ihm schriftliche Anweisungen, wie er vorzugehen habe, später war es das Münz- und Antikenkabinett in Wien, das eine gewisse Aufsicht ausübte und auch die Kosten der Grabungen übernahm. R. führte über die Funde ein genaues Tagebuch, dessen Original verschollen, aber als „Fundprotokolle“ in Kopien erhalten ist. Es wurden 980 Gräber gehoben, und die dabei gemachten Funde waren so bedeutsam, daß Hallstatt namengebend für eine ganze Epoche wurde. Für die Paläontol. sind R. s Aufsmlg. von Fossilien, die hauptsächlich Ammoniten aus dem Hallstätterkalk der Obertrias auf dem Hallstätter Salzberg und andere Funde aus dieser Gegend umfassen, von Bedeutung.

W.: Manuskripte: Handkarten über sämmtliche Wasser- und Salzstollen des k. k. Salzbergs zu Hallstatt, 1835, Stud.Bibl., Linz; Fundprotokolle (Kopien), Oberösterr. Landesarchiv, Linz, Naturhist. Mus., Wien, etc.; Grubenkarten und Modelle der k. k. Salzbergbaue, Geolog. Bundesanstalt, Wien; Ber. an das Salinenoberamt Gmunden über seine Stud. Reise nach den Salinen-Bergwerken in Berchtesgaden und Hall i. T., Oberösterr. Landesmus., Linz.
L.: Jb. der k. k. geolog. Reichsantalt, 1851, H. 2, S. 177 f.; J. Schadler, Geschichte der mineralog.-geolog. Smlg., in: Jb. des Oberösterr. Musealver. 85, 1933, S. 374; K. Krenn, Hallstatt. Geschichte der Ausgrabung und Erforschung des vorgeschichtlichen Gräberfeldes, in: Oberösterr. Heimatbll. 4, 1950, S. 3 ff.; L. Pauli, Der Goldene Steig, in: Münchner Beitrr. zur Vor- und Frühgeschichte, Erg.Bd. 1/1, 1975, S. 115 ff.; M. Pertlwieser, J. G. R. (1795–1874), in: Oberösterr. Heimatbll. 34, 1980, S. 3 ff.; S. Nebehay, Hallstatts zweite Ausgrabung, in: OÖ 30, 1980, Η. 1, S. 29 ff.; F. R. Hodson, R. und Hallstatt, in: Mitt. der anthropolog. Ges. in Wien 110, 1980. S. 53 ff.; C. Schraml, Das oberösterr. Salinenwesen von 1818 bis zum Ende des Salzamtes im Jahre 1850, 3 (= Stud. zur Geschichte des österr. Salinenwesens 3), 1936, s. Reg.; K. Kromer, Das Gräberfeld von Hallstatt (= Association Internationale d’Archéol. Classique. Monographie 1), Textbd., 1959, S. 7 ff.; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Cat. Fossilium Austriae 15), 1971; Die Hallstattkultur, Steyr 1980, S. 74 ff. (Kat.); I. Engl, Stammbaum des Englschen Geschlechtes und ihrer Verwandtschaft, 1916, Manuskript, W. Engl, Hallein, Salzburg; J. Heider, J. G. R. Seine Familie und seine Vorfahren, 1981, Manuskript, Oberösterr. Landesarchiv, Linz.
(M. Pertlwieser–H. Zapfe)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 409
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