Raupenstrauch, Gustav Adolf (1859-1943), Apotheker und Fabrikant

Raupenstrauch Gustav Adolf, Apotheker und Fabrikant. * Bistritz (Bistriţa, Siebenbürgen), 21. 6. 1859; † Wien, 21. 4. 1943. Sohn eines Pastors; praktizierte wegen finanzieller Schwierigkeiten bereits während der Gymnasialstud. fünf Jahre an einer Apotheke in Bistritz; stud. 1881–85 an der Univ. Wien Pharmazie und Chemie (1886 Dr. phil.). Als Abt.Leiter an der Lebensmitteluntersuchungsanstalt und chem. Versuchsanstalt in Wiesbaden beschäftigte er sich speziell mit Desinfektionsmitteln und entwickelte ein Verfahren zur Wasserlöslichmachung von Kresolen. Seine Stud. führten zur Entwicklung eines neuen Desinfektionsmittels, des Lysols, das 1889 in allen Kulturstaaten patentiert wurde. Durch die Einführung des Lysols als Desinfektionsmittel in großem Stil war es erst möglich, die von Lister eingeführte Antisepsis ohne die schweren Nebenwirkungen der rohen Karbolsäure in der Med. weitgehend anzuwenden. 1890 richtete R. in Hamburg die Lysolfabrik Schülke & Mayr ein und führte ab 1892 die Wr. Niederlassung, die 1896 als selbständiges Unternehmen (Schülke & Mayr Nachfolger Dr. R.) in seinen Besitz überging. R. fand große internationale Anerkennung und wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet.

W.: Über die Bestimmung der Löslichkeit einiger Salze in Wasser bei verschiedenen Temperaturen, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 92, Abt. 2, 1885; Über Condensation des Normalbutyraldehydes, ebenda, 95, Abt. 2, 1887; Über die Reaktionen einiger Phenole und analoger Körper mit Chloroform und Alkalien, in: Pharmazeut. Ztg. vom 8. 12. 1888; Über rohe Karbolsäure nebst einigen Bemerkungen zum Verkehr mit Desinfektions- resp. Arzneimitteln, ebenda, 20. 4. 1889; Das Lysol, 1892; Die Hauptdesinfektionsmittel während des Krieges, 1926; Zur Geschichte des Lysols. Ein Rückblick nach 40 Jahren, 1929; etc.
L.: Neues Österr. vom 21. 6., Neue Illustrierte Wochenschau vom 5. 7. 1959; 40 Jahre Lysol, in: Pharmazeut. Post 62, 1929, S. 307, 313, 359; Feierliche Überreichung erneuerter Dr.Diplome, ebenda, 69, 1936, S. 309f.; Zum Tode des Lysol-Erfinders Dr. G. A. R., in: Dt. Apotheker-Ztg. 58, 1943, S. 248; Dr. G. R., ebenda, 99, 1959, S. 584; Zum 100. Geburtstag von Dr. G. A. R . . ., in: Mitt. der österr. Sanitätsverwaltung 60, 1959, S. 195; Eisenberg, 1893, Bd. 2; Trausch. s. Reg.; R. Sutter, Siebenbürger Sachsen in Österr. Vergangenheit und Gegenwart, 1976, S. 124; Dt. Apotheker-Biographie, hrsg. von W.-H. Hein und H.-D. Schwarz, 2 (= Veröff. der Internationalen Ges. für Geschichte der Pharmazie. NF 46), 1978.
(O. Kraupp)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 440
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