Razumovsky (Razumovskij), Andreas (Andrej Kirillovič) Fürst (1752-1836), Diplomat und Mäzen

Razumovsky (Razumovskij) Andreas (Andrej Kirillovič) Fürst, Diplomat und Mäzen. * Hluchiv (USSR), 2. 11. 1752; † Wien, 23. 9. 1836. Sohn von Kirill G. Gf. R., des letzten Hetmans der Ukraine und Staatsmannes am Hof Katharinas II., Bruder des Folgenden; nach standesgemäßer Erziehung in St. Petersburg (Leningrad) und Stud. an der Univ. Straßburg (ab 1765) wurde R. zum Seeoff. ausgebildet (1774 Gen.Mjr.), fiel jedoch bei Hof in Ungnade und mußte die diplomat. Laufbahn einschlagen. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Wien (1777–79) war er 1779 Gesandter in Neapel, 1785/86 in Kopenhagen und 1786–88 in Stockholm. 1792–99 wirkte er im diplomat. Dienst (1801–07 Gesandter) in Wien, wo er sich, abgesehen von einigen Reisen, u. a. nach Rußland und 1822–26 nach Italien, schließlich für immer niederließ. In der Folge nahm R., Mittelpunkt der antinapoleon. Partei in Wien, als einer der Vertreter Rußlands an den Kongressen von Châtillon (1814), Paris (1814 und 1815) und Wien teil; 1815 Fürst. R., ab 1816 in zweiter Ehe mit Konstanze Gfn. Thürheim verheiratet, erbaute in Wien-Landstraße ein mit wertvollen Kunstsmlg. ausgestattetes Palais, das aber mit diesen 1814 tw. einem Brand zum Opfer fiel. In Charakter und Lebensstil ein typ. Vertreter der europ. assimilierten russ. Aristokratie, war er eine der einflußreichsten Persönlichkeiten des gesellschaftlichen und musikal. Lebens in Wien. Er kannte Haydn und Mozart persönlich und war, seit 1796 ein begeisterter Freund und Förderer Beethovens (s. d.), Widmungsträger von dessen 5. und 6. Symphonie (gem. mit Fürst J. F. Lobkowitz, s. d.) und der Streichquartette op. 59. R., der um 1806 auch Musiktheorie und Komposition bei E. A. Förster stud. hatte, unterhielt 1808–16 ein nach ihm benanntes Streichquartett, dessen Mitgl. von ihm ein lebenslängliches Gehalt bezogen.

L.: J. H. Schnitzler, Fürst A. K. R., in: Hin. Taschenbuch, hrsg. von F. v. Raumer, 4, 1863, S. 1ff.; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Grove; Riemann; Wurzbach; E. Hanslick, Geschichte des Concertwesens in Wien, 1869, S. 203f.; Quellen zur Geschichte der dt. K. Politik Oesterr. . . . 2, hrsg. von A. Vivenot, 1874, 3–5, hrsg. von H. Zeissherg, 1882–90, s. Reg.; A. Wassiltchikow, Les R. 1–3, hrsg. von A. Brückner, 1893–94, s. Reg., Suppl. 2, hrsg. von C. Razumovsky, 1902, s. Reg.; Russkij biografičeskij slovar’, 1910; Gfn. L. Thürheim, Mein Leben 1–4, hrsg. von R. van Rhyn (= Denkwürdigkeiten aus Altösterr. 7–8, 11–12), 1913–14, s. Reg.; Gf. A. de la Garde, Gemälde des Wr. Kongresses 1–2, hrsg. von G. Gugitz (= Denkwürdigkeiten aus Altösterr. 1–2), 1914, s. Reg.; G. Ernest, Beethoven, 1920, s. Reg.; A. W. Thayer, L. van Beethovens Leben, bearb. von H. Deiters, 2–3, neu bearb. und ergänzt von H. Riemann, 1922–23, s. Reg.; Th. Frimmel, Beethoven-Hdb. 2, 1926; G. Kinsky–H. Halm. Das Werk Beethovens, 1955, s. Reg.; P. Nettl, Beethoven Enc., 1956; Repertorium der diplomat. Vertreter aller Länder 3, hrsg. von O. F. Winter, 1965, s. Reg.; H. Rössler, Gf. J. Ph. Stadion 1–2, 1966, s. Reg.
(Ch. Harten–H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 447f.
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