Reichel (Ernst) Wolfgang, Archäologe und Kulturhistoriker. * Wien, 2. 5. 1858; † Athen, 18. 12. 1900. Sohn eines Gymnasialprof.; besuchte nach dem frühzeitigen Tod des Vaters das Gymn. in Darmstadt und stud. 1879–84 an der Univ. Wien Jus, 1884 Absolutorium. Nach kunstwiss. Stud. bei Eitelberger (s. d.) und Wickhoff (1886/87) widmete er sich, durch die Vorlesungen Benndorfs (s. d.), dessen ältere Tochter er 1897 heiratete, angeregt, ab 1887 der Altertumskde. und Archäol.; 1889 Ass., 1890 Dr. phil. an der Univ. Wien. Im selben Jahr ordnete und katalogisierte R. die röm. Altertümer im Augustustempel von Pola (Pula). Sein Hauptinteresse galt jedoch der Kultur der griech. Frühzeit und Homers: nach Stipendiatsaufenthalten in Griechenland und Kleinasien (1891–93) sowie in Florenz und Rom (1894) habil.er sich 1895 an der Univ. Wien mit der Schrift „Über homerische Waffen“. Ab 1897 Sekretär an der ZweigstelleAthen des Österr. Archäolog. Inst., nahm er als Archäologe erfolgreich u. a. an den Grabungen in Ephesus und an der Untersuchung des Artemisheiligtums in Lusoi (gem. mit dem Epigraphiker A. Wilhelm) teil. Obwohl seine Forschungsergebnisse tw. nicht ohne Widerspruch blieben, war R. zu seiner Zeit einer der besten Kenner der myken. Kulturwelt und ein typ. Vertreter der sog. Wr. Schule der Archäol.