Reichenbach Karl Ludwig Frh. von, Naturwissenschafter und Industrieller. * Stuttgart, Baden-Württemberg (BRD), 12. 2. 1788; † Leipzig (DDR), 19. 1. 1869. Sohn eines Bibliothekars und Archivars; stud. 1807/08 Kameralwiss. an der Univ. Tübingen, 1821 Dr. phil.; nach kurzer Tätigkeit im Staatsdienst unternahm er 1816–1818 verschiedene Reisen – u. a. nach Stmk., Mähren und Schlesien –, um sich im Eisenhüttenwesen, das ihn bes. interessierte, weiterzubilden. 1818 entwickelte er in Hausach (Baden) eine verbesserte Anlage zur Holzverkohlung. 1822–40 war er als Gutsverwalter und Leiter der Holzverkohlungs-Berg- und Hüttenbetriebe des Gf. Salm-Reifferscheidt in Blansko (Mähren) tätig und beteiligte sich in der Folge an verschiedenen geschäftlichen und industriellen Unternehmungen. Seine Beschäftigung mit der Holzverkohlung führte ihn zur Entdeckung des Paraffins (1830) und des Kreosots (1832) sowie anderer chem. Stoffe. Ab 1835 besaß er außer dem Gut Reisenberg (Cobenzl b.Wien) auch die Güter Gutenbrunn und Raidling (beide NÖ) sowie Nisko (Galizien). 1854 beteiligte er sich an einem Eisenwerk, das er, 1857 Alleinbesitzer, Ternitzer Eisenwerk R. nannte, jedoch später an das Bankhaus Schoeller verkaufen mußte. R. legte eine bedeutende Meteoritensmlg. an und war Begründer der – sehr umstrittenen – Lehre vom Od, einer von ihm angeblich entdeckten Kraft. Ungemein vielseitig, ist R. wegen seines Aufstiegs vom Gutsverwalter zum Eigentümer-Unternehmer typolog. sehr interessant. 1839 wurde er von Kg. Wilhelm von Württemberg in den Frh.Stand erhoben, 1848 korr. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien, 1858 Dr. rer. nat. h. c. der Univ. Tübingen.