Reichert Karl (Carl) Friedrich Wilhelm, Industrieller. * Sersheim, Baden-Württemberg (BRD), 26. 12. 1851; † Wien, 13. 12. 1922. Sohn eines Ökonomen; ab 1865 Mechanikerlehrling in Heilbronn, danach kam er in eine mechan. Werkstätte nach Stuttgart. Anschließend ging er auf Wanderschaft und arbeitete in verschiedenen Fabriken, u. a. 1872 als Mechaniker bei Leitz in Wetzlar, 1874 bei Hartnack in Potsdam, um sich im Bau von Mikroskopen auszubilden, 1875 wieder bei Leitz, dessen Schwager er 1878 wurde. 1876 machte sich R. selbständig und eröffnete in Wien VIII. eine opt.-mechan. Werkstätte. Er stellte fünf verschiedene Typen von Mikroskopstativen sowie opt. Zubehörtle. und ein Mikrotom her. 1878 wurde er auf der Weltausst. in Paris für seine Mikroskope mit der Großen Goldenen Medaille ausgezeichnet, 1900 übersiedelte die Fa. in ein neues Fabriksgebäude in Wien XVII. Es erfolgte eine Ausweitung des Programms (Mikroskope, Mikrotome, Polarisations- und Projektionsapparate, Kameras), bes. erwähnenswert ist das R.-Universalobjektiv. 1922 hatte die Fa. ca. 400 Mitarbeiter und verfügte über eine internationale Verkaufsorganisation. R. wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. mit der Goldenen Ehrenmedaille der Univ. Wien (1921), Kommerzialrat. Nach R.s Tod führten seine Söhne Karl R. (1883–1953) und Otto R. ( * 1888) die Fa. weiter, die von ihrer Gründung an mit den Erfordernissen der sich mächtig entwickelnden Naturwiss. Schritt hielt, darüber hinaus mit den von ihr geschaffenen Apparaten immer wieder Neukonstruktionen hervorbrachte und so den wiss. Fortschritt anregte und förderte.