Reichl, Josef; früher Reichel (1860-1924), Schriftsteller

Reichl Josef, Schriftsteller. * Krottendorf b. Güssing (Burgenland), 19. 6. 1860; † Wien, 9. 12. 1924. Hieß bis 1911 Reichel. Sohn eines Landarbeiters; nach der Hutmacherlehre kam R. als Handwerksgeselle durch viele Städte der Österr.-ung. Monarchie und Deutschlands bis nach Brüssel. 1886 oder 1887 kehrte er nach Wien zurück, wo er 1892 Geschäftsführer einer Hutfa. wurde, bis er sich schließlich selbständig machte. Die Bekanntschaft mit Patry brachte R., der sich für den Anschluß Westungarns an Österr. einsetzte, in Verbindung zum Ver. zur Erhaltung des Deutschtums in Ungarn, in welchem er eine rege Vortragstätigkeit entwickelte. R.s erste Arbeiten erschienen in Z. wie „Meggendorfer-Blätter“, „Die Jugend“ und „Von der Heide“ (1914) und behandeln das Heanzenland (Raabtal) und die soziale Notlage des Kleinbauern. Als 1918 sein erstes Gedichtbändchen, „Hinta Pfluag und Aarn“, erschien, war R. bereits allg. bekannt. Er verfaßte hauptsächlich Mundartgedichte, aber auch Prosa; sein Volksstück „Landflucht“ wurde 1924 in Wien aufgef. R. war der erste Dichter des neugeschaffenen Burgenlandes und trug als erster die Mundart der sog. Heanzen über die Grenzen des Landes hinaus. Er artikulierte die soziale und kulturelle Problematik dieser Minderheit und machte ihre Sprache literaturfähig. Seine Intentionen werden durch den J.-R.-Bund, die bedeutendste Vereinigung burgenländ. Mundartdichter, mit Sitz in Güssing, weiter verfolgt.

W.: Vom Deutschtum in Westungarn, in: Von der Heide 6, 1914, H. 1 (mit biograph. Notiz) und 2; Va Gmüat za Gmüat, 1921; Hulzschnitt. Dorfgeschichten in heinz. Mundart, 1922; Vamischts!, (1923); Heimat im Herzen ( = Burgenlandbücher 2), 1949 (Auswahl); Prosa und Ged. in: Volk und Heimat 28, 1974/75, H. 1; Werke, 3 Bde., hrsg. von F. Probst, 1981–83; Landflucht und Hoamweh, o. J.; etc.
L.: Dt. Zeit vom 12. 12. 1924; Der Freie Burgenländer vom 14. und 21. 12. 1924; Burgenlandwacht vom 27. 7. 1930; Wr. Ztg. vom 9. 12. 1949; H. Levar, J. R., des Dichters Heimat, sein Leben und Werk, in: Burgenland 3, 1930, S. 65 ff.; M. Schlögl, Dichtung im Burgenlande. J. R., in: Burgenländ. Literaturbote 1, 1948, S. 187 ff.; M. Pflagner, J. R. und seine Sendung im burgenländ. Raum, in: Burgenländ. Heimatbll. 22, 1960, S. 49 ff.; dies., J. R., der erste Dichter des Burgenlandes, in: Lenau-Forum 2, 1970, F. 1/ 2, S. 97 ff.; dies., J. R. zum 50. Todestag, in: Volk und Heimat 28, 1974/75, H. 1, S. 1 ff.; O. Kery, J. R. und das Burgenland, ebenda, 28, 1974/75, H.5. S. 6 ff.; F. Probst, Der Volksbildner J. R., ebenda, 28, 1974/75, H. 7, S. 4 ff; Giebisch–Gugitz; Kosch; Nagl–Zeidler–Castk 4, S. 1152 f.; k. k. Klein, Literaturgeschichte des Deutschtums im Ausland, 1979, s. Reg.
(S. Behofsits)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 41, 1984), S. 36
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