Reinisch, Karl Ludwig (1876-1932), Orgelbauer

Reinisch Karl Ludwig, Orgelbauer. * Steinach a. Brenner (Tirol), 20. 6. 1876; † Innsbruck, 2. 10. 1932. Sohn des Orgelbauers Franz Matthäus R. ( * Steinach a. Brenner, 21. 9. 1840; † ebenda, 9. 10. 1921), der 1873 die Orgelbauwerkstätte Franz R. (dieser Name wurde bis 1932 beibehalten) in Steinach von seinem Vater übernahm, 1900 einen Neubau errichtete und (bis 1907) 79 Orgeln baute; Enkel des Orgelbauers Franz X. R. ( * Gries a. Brenner/ Tirol, 28. 2. 1801; † Steinach a. Brenner, 14. 10. 1888), der 1833 das Masanerhaus in Steinach erwarb und damit den Grundstein für den traditionsreichen Betrieb legte; Urenkel des Tischlers und Orgelbauers Josef R. ( * Gries a. Brenner, 7. 9. 1776; † ebenda, 15. 2. 1848), der, zunächst Gehilfe des Orgelbauers F. Fuchs, mit seinen Söhnen 1825 die Orgel in Außerpfitsch (Südtirol), 1830/31 die im wesentlichen erhaltene, hist. und qualitätsmäßig gleich bedeutende Orgel in Götzens (Tirol) errichtete. Zunächst bei seinem Vater ausgebildet, lernte Karl Ludwig ab 1904 bei der Orgelbauanstalt Steinmeyer in Oettingen (Bayern) moderne Techniken, vor allem auf dem Gebiet der Pneumatik, und übernahm 1907 den väterlichen Betrieb. Bis 1914 entstanden 22 Werke, darunter als op. 100 (die Fa. mußte die Numerierung ihrer Arbeiten 1854 neu beginnen, da die Geschäftsaufzeichnungen 1853 beim Brand von Steinach verlorengegangen waren) die Orgel für die Pfarre von Axams (Tirol). Während des Ersten Weltkrieges ruhte der Betrieb, nach Wiederaufnahme der Produktion (1919) wurde die Fa. durch ein eigenes Elektrizitätswerk und ein Sägewerk erweitert. 1927 wurde R. anläßlich des (vermeintlichen) 110jährigen Bestandes der Fa. mehrfach ausgezeichnet, 1928 die „Jubiläumsorgel“ für die Wallfahrtskirche Maria Trost in Graz (3 Manuale, 54 Stimmen, mit Fernwerk) als op. 145 fertiggestellt. Nach seinem Tod führte sein jüngerer Bruder Franz R. ( * Steinach a. Brenner, 26. 1. 1878; † ebenda, 24. 2. 1969), ein Spezialist auf dem Gebiet der Metallpfeifenherstellung, unter dem Namen Karl R.s Erben bis 1935 die Fa. weiter, die danach von H. Pirchner übernommen wurde. Durch ihre bestimmende Stellung im Traditionszusammenhang der Orgelbauerfamilien Fuchs, R. und Pirchner hat die Fa. R., eine für den Orgelbau in Österr. wesentliche Anstalt, in ihren Werken alle Wandlungen des Orgelbaues vom Spätbarock über die Romantik bis in die Neuzeit dokumentiert.

L.: (meist Familienartikel): Neue Tiroler Stimmen vom 16. 12. 1878; Tiroler Nachrichten vom 9. 2. 1963; K. Egg. J. Reinisch (1776–1848), in: Tiroler Heimatbll. 6, 1928, S. 374 ff.; Kosch, Kath. Deutschland; O. Eberstaller, Orgeln und Orgelbauer in Österr. ( = Wr. musikwiss. Beitrr. 1), 1955, s. Reg.; W. Senn, Zur Geschichte der Tiroler Orgelbauerfamilien Fuchs und R., in: Mundus Organorum. FS W. Supper, 1978, S. 311 ff.; A. Egg, Geschichte der Sippe R. in Tirol, 1972, Manuskript, Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck.
(K. Schütz)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 41, 1984), S. 49f.
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