Reischek Andreas, Forschungsreisender und Naturwissenschafter * Linz, 15. 9. 1845; † Linz, 3. 4. 1902. Sohn eines Finanzbeamten; erlernte ab 1860 in Unterweißenbach das Bäckerhandwerk. 1866 trat R. als Leibjäger in die Dienste des österr. Militärattachés in Rom, Pasetti, der sein Freund und Gönner wurde und den er 1870–75 auf seinen Reisen begleitete. Ab 1875 lebte R., der als Autodidakt umfangreiche Kenntnisse in Zool. und Botanik erworben hatte, als Präparator und Lehrmittelhändler in Wien, wo er die Bekanntschaft des Intendanten des Naturalienkabinetts, F. v. Hochstetter (s. d.), machte. Als sich Haast, der Dir. des Mus. in Christchurch (Neuseeland), mit der Bitte an Hochstetter wandte, ihm für sein Mus. einen fähigen Sammler und Präparator zu senden, fiel die Wahl auf R., der 1877 nach Neuseeland abreiste. Immer neue Aufgaben veranlaßten ihn, seinen Aufenthalt von ursprünglich zwei auf zwölf Jahre auszudehnen. Außer dem Mus. in Christchurch richtete R. auch die Mus. in Auckland und Wanganui sowie verschiedene Privatsmlg. ein. Daneben war er aber ständig bemüht, das bis dahin weitgehend unbekannte, für Europäer tw. sogar verbotene Land zu erforschen und naturwiss. Objekte zu sammeln. Insgesamt führte er acht größere Expeditionen durch. Zu den wichtigsten Forschungsreisen, die R. in Neuseeland durchführte, gehörten: 1877 die Durchquerung der Südinsel, 1879 die Expedition in die Alpen der Südinsel (gem. mit Haast) sowie die Erforschung des Nordtl. der Nordinsel, 1882 eine Expedition in das für Europäer verschlossene Königsland der Maori, wo R. von Kg. Tawhiao die Häuptlingswürde verliehen wurde, 1883 die Erforschung der Inseln an der Ostküste der Nordinsel (R. hatte als erster die Idee, auf der Insel Hauturu ein Naturschutzgebiet einzurichten), 1884 die Untersuchung der Westküste der Südinsel, 1885/86 die Reisen durch die Maorisiedlungen auf der Nordinsel, 1887 die Forschungen am Chalky-Sound (wobei er sieben bis dahin unbekannte Seen entdeckte) und 1888 die Durchwanderung der Steward-, Suares-, Auckland-, Campbell-, Antipoden- und Bounty-Inseln. 1889 nach Österr. zurückgekehrt, lebte R. zunächst in Klosterneuburg, ab 1894 in Kefermarkt. Ab 1893 arbeitete er als Kustos und Präparator am Mus. Francisco-Carolinum in Linz. Seine umfangreichen Smlg. enthalten u. a. ca. 8000 Fische und Reptilien, 3000 Vögel, 2500 Pflanzen und 1200 Ethnographica. Sie befinden sich heute im Naturhist. Mus. bzw. im Mus. für Völkerkde. in Wien. R. erwarb sich durch seine unermüdliche Forscher- und Sammlertätigkeit, vor allem als Ornithologe und Ethnologe, Verdienste, deren große wiss. Bedeutung erst nach seinem Tod richtig erkannt und gewürdigt wurde. Ehrenbürger von Linz. Ehrenmitgl. des Wr. Ornitholog.Ver.