Reitzes, Sigmund (1835-1906), Bankier

Reitzes Sigmund, Bankier. * Lemberg (L’viv), 23. 10. 1835; † Wien, 4. 9. 1906. Befaßte sich als geschäftsführender Gesellschafter des 1871 gegründeten Bankhauses Gebrüder Sigmund & Max R. zunächst mit Komm.Geschäften und nützte dann die Wirtschaftskrise von 1873 zu erfolgreichen Aktienspekulationen. Er erwarb u. a. Aktien der Aussig–Teplitzer, der Dux–Bodenbacher, der Graz–Köflacher und der Böhm. Nordbahn sowie später der Gotthardbahn. Als Großaktionär hatte er großen Einfluß auf die Wr. (Pferde-) Tramwayges. R. wurde vorgeworfen, daß er dort aus Profitgründen die Umstellung auf den elektr. Betrieb jahrelang verzögert habe und für die harten Arbeitsbedingungen der Bediensteten verantwortlich sei. Diese Mißstände wurden von Pfarrer R. Eichhorn (s. d.) und von der von V. Adler (s. d.) hrsg. Ztg. „Gleichheit“ aufgegriffen. 1889 kam es zum großen Streik der Tramwaykutscher; als die zugesagten Forderungen nicht erfüllt wurden, nahm sich Lueger (s. d.) der Probleme der Kutscher an. R. hinterließ u. a. ein Vermögen von 33, 6 Millionen Kronen, mehrere Wohnobjekte, dt., amerikan. und südafrikan. Bergwerks- und Bankaktien.

W.: Ein Wort zur Wr. Tramwayfrage, 1897; etc.
L.: N. Fr. Pr., Illustrirtes Wr. Extrabl. und Neues Wr. Journal vom 5. 9. 1906; F. Klenner, Die Österr. Gewerkschaften 1, 1951, S. 100 f.; F. Funder, Vom Gestern ins Heute, 3. Aufl. 1971, S. 99.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 41, 1984), S. 73
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