Riedl von Riedenstein, Johann Bapt. (1801-1858), Großkaufmann

Riedl von Riedenstein Johann Bapt., Großkaufmann. * Graslitz (Kraslice, Böhmen), 1. 9. 1801; † Prag, 20. 12. 1858. Sohn eines Instrumentenmachers; wurde mit 14 Jahren Lehrling in einem größeren Kolonial- und Farbwarengeschäft in Frankfurt a. Main. Nach seiner Freisprechung bereiste er ab 1820 im Auftrag der Augsburger Fa. eines Verwandten Deutschland. 1822 trat R. in das weitverzweigte Unternehmen seines Onkels, J. D. Starck, in Graslitz als Prokurist ein und schuf für dieses zahlreiche neue Geschäftsverbindungen in Deutschland, insbes. zum Vertrieb von Alaun und Vitriol. 1826 übersiedelte er nach Prag und machte sich dort als Großhändler selbständig. Er handelte mit Landesprodukten, aber auch mit Indigo und Baumwolle, errichtete eine Ölfabrik sowie in Schlibowitz (Slibovice) eine Zukkerfabrik und kaufte schließlich die Herrschaften Lunz und Lust. Weiters beteiligte er sich an anderen Unternehmen, wie der Ersten böhm. Dampfmühlenges. R. war mehrere Jahre Stadtverordneter in Prag und Mitgl. der Provinzialhandelskomm. 1833–48 gehörte er der Dion. des Böhm. Gewerbever. an, war Dir. der Prager Filiale der Nationalbank, die auf sein Betreiben gegen den Willen der Wr. Finanzkreise errichtet worden war, und Kurator der Böhm. Sparkasse. 1848 Landtagsabg., 1850 Präs. der neugegründeten Prager Handels- und Gewerbekammer, 1854 nob. R. verstand es, die Chancen, die ihm seine Zeit bot, weitgehend zu nützen: die Öffnung der Donaumonarchie für den wirtschaftlichen und kurzfristig auch für den polit. Liberalismus sowie die Neustrukturierung des Kreditwesens.

L.: Bohemia vom 21. 12. 1858; K. Rößler, Graslitz und seine Ind., in: Mitth. des Ver. für Geschichte der Dt. in Böhmen 12, 1874, S. 230 ff.; J.Gruber, Die Handels- und Gewerbe-Kammer in Prag in den ersten 50 Jahren ihres Bestandes 1850–1900, 1, 1900, S. 13 ff.; Sudetendt. Lebensbilder, hrsg. von E. Gierach, 2, (1930), S. 303 f.; Allg. Verw.A., Wien.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 42, 1985), S. 145
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