Rizzi, Vinzenz (1816-1856), Journalist, Schriftsteller und Seelsorger

Rizzi Vinzenz, Journalist, Schriftsteller und Seelsorger. * Spittal a. d. Drau (Kärnten), 22. 1. 1816; † Kiagenfurt, 25. 2. 1856. Sohn eines Landrichters und Bez.Koär.; war in den Gymnasial- und Lyzealkl. in Laibach (Ljubljana) 1826–34 Schüler Čops (s. d.) und P. Petruzzis. Ab 1834 als Praktikant und ab 1835 als Akzessist in der Staatsbuchhaltung in Laibach, veröff. R. im Kreise Gleichgesinnter, zu denen Wurzbach und später auch Prešeren (s. d.) zählten, seine Jugendged. Nach einem Jahr Journalistentätigkeit in Wien beim „Adler“ und „Humorist“ trat er 1840 ins Klagenfurter Priesterseminar ein, 1844 Priesterweihe. Als Kaplan wirkte R., nebenbei Schriftsteller, tätig, 1846 in Berg bei Greifenburg, 1847/48 in Poitschach, 1849 in Guttaring und 1849–51 in Spittal a. d. Drau. Juli und August 1848 sowie 1851–54, bis zur Trennung der „Klagenfurter Zeitung“ von ihrer bedeutenderen Beilage „Carinthia“, red. er beide Organe, ab 1855 nur noch das Regierungsbl, die „Klagenfurter Zeitung“, die er zu einer Tagesztg. machte. 1849 gründete R. die oppositionelle „Deutsche Monatsschrift aus Kärnten“, die er zum überwiegenden Tl. selbst schrieb (bis 1851). In der freisinnigen Welt Laibachs aufgewachsen, in Wien über die vormärzlichen Zustände verbittert, wurde R. als schriftstellernder Priester Gefolgsmann des Reformkatholiken und Philosophen A. Günther (s. d.). Erfolgreicher als seine Lyrik waren seine sozialbetonten dörflichen Erz. (wie „Eine Marktnovelle“ und „Nannele“, beide 1855), doch erst als Kritiker, polit. Journalist, Feuilletonist und Red. fand er ein seinem Talent entsprechendes Betätigungsfeld. Als liberal und selbständig denkender Publizist begleitete R. die Zeitereignisse in Kirche und Staat, für deren Trennung in kirchlichen Dingen er eintrat. Dt.national und großdt. eingestellt, verfocht er ein dt.-slowen. binationales Kärntner Landesbewußtsein und forderte Gerechtigkeit gegen die Nationalitäten. Als Kenner des slowen. literar. Lebens begründete er als erster mit Übers. und Würdigungen den dichter. Ruf Prešerens. R.s religiöse und nationale Welt, von Toleranz, Sachlichkeit, Wahrheit, Freiheit und Recht geprägt, stand den Idealen der Bewegung des Jungen Österr. am nächsten.

W.: Dorfgeschichten aus Kärnten, 1882; V. R.s Dichtungen und Denkbll.,hrsg. von L. Germonik, 1906; Ges. Werke, hrsg. von L. Germonik, 1908; Beitrr.in Carinthia, Carniola, Klagenfurter Ztg.; etc.
L.: Klagenfurter Ztg. vom 25. 2. 1856 und 25. 2. 1857; Der Aufmerksame, 1857, S. 143; Ljubljanski zvon 1, 1881, S. 578 f.; F. Vidic, Prešeren med Nemci, ebenda, 20, 1900, S. 836; F. Kidrič, Prešeren v laschanovi korespondenci, ebenda. 55, 1935, S. 184 ff., 187; G. Zernatto, V. R. Erinnerung an einen Halbvergessenen, in: 1 Jahresber. des Staatsrealgymn. Spittal a. d. Drau . . . 1945/46, 1946, S. 4 ff.; E. Nußbumer, Kärnten als geistige Landschaft, in: Carinthia 1, 147, 1957, S. 763 ff.; ders., Von den Vorfahren des Dichters V. R., ebenda, 159, 1969, S. 524 ff.; Brümmer; Giebisch-Gugilz; Kosch; Kosch, Kath. Deutschland; Nagl-Zeidler-Caslle 2–3, s.Reg.; SBL; Wurzbach; J. Kehrein, Biograph.-literar. Lex. der kath. dt. Dichter . . . im 19. Jh. 2, 1871; E. Nussbaumer, Geistiges Kärnten, (1956), s. Reg.; ders., V. R. Sein Leben und Wirken ( = Kärntner Mus. Schriften 46). 1967, und in: Carinthia I, 157, 1967, S. 689 ff.
(S. Hafner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 42, 1985), S. 186
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