Robert, Ludwig von (1792-1860), Industrieller

Robert Ludwig von, Industrieller. * Iseron (Frankreich), 22. 3. 1792; † Wien, 12. 4. 1860 (Selbstmord). Bruder des Industriellen Florent R. (s. d.), Onkel des Vorigen; kam 1802 mit zwei Brüdern seiner Mutter nach Wien; diese gründeten hier das Bankhaus Gebrüder Baboin und 1804 eine Krappmühle in Himberg (NÖ), die später in eine Farbwarenfabrik umgewandelt wurde. Als die Brüder Baboin 1807 nach Frankreich zurückkehrten, wurde R. Verwalter dieser Fabrik, die später in sein Alleineigentum überging. Er führte neue Produktionsmethoden ein, indem er Kochsalz als Basis chem. Produkte verwendete. Gem. mit seinem Bruder Florent R. gründete er 1823 in Wien das Großhandlungshaus R. & Co., 1826 in Oberalm bei Hallein (Salzburg) die erste chem. Produktenfabrik der Monarchie, 1837 in Großseelowitz eine Zuckerfabrik, die bald internationalen Ruf erlangte. In Oberalm verwendete er Kochsalz aus Hallein, das ihm die Sudwerke zu einem bes. günstigen Preis überließen; in den 40er Jahren beschäftigte der Betrieb bis zu 120 Arbeiter und erzeugte Schwefelsäure, Salzsäure,Glaubersalz, Chlorkalk etc. Über die Grenzen der Donaumonarchie bekannt wurde R. durch die Gründung und den Betrieb einer Rübenzuckerfabrik auf den Gütern des Erzh. Karl in Mailand. Er war u. a. Dir. der Ersten österr. Eisenbahnges., Dir. der Nationalbank, Präs. der Wr. Börsenkammer und war an der Kohlegewinnung und Eisenverarbeitung in Böhmen beteiligt. R. wirkte verdienstvoll auch an der Gründung und Leitung des Niederösterr. Gewerbever. mit. 1855 nob. Als innovativer Unternehmer führte er neue Produktionsmethoden ein, erkannte die Bedeutung neuer Produktionszweige, wie der Rübenzuckergewinnung, und verstand diese gewinnbringend auszuwerten. Er gehört zu den Mitbegründern der österr. chem. Ind.

L.: Salzburger Ztg. vom 14. und 24., Wr. Ztg. vom 18. 4. 1860; Slokar, s. Reg.; Wurzbach (s. unter Robert Justinus); F. Putz, Die österr. Wirtschaftsaristokratie von 1815–59, phil. Diss. Wien, 1975; Allg. Verw. A., Wien.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 42, 1985), S. 187f.
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