Rojacher, Ignaz (1844-1891), Gewerke und Postmeister

Rojacher Ignaz, Gewerke und Postmeister. * Rauris (Salzburg), 3. 4. 1844; † ebenda, 24. 1. 1891. Ohne regelmäßige Schulbildung erhalten zu haben, war er schon in seinen Kinderjahren als Hilfskraft im Bergwerk von Kolm Saigurn im Rauriser Tal beschäftigt und arbeitete sich über die Position eines Grubenzimmermanns zum „Wäscherhutmann“ (1870) empor, dem die Verantwortung über die Aufbereitung der Erze durch Pochen und Schlämmen (Waschen) anvertraut war. Seiner großen techn. Begabung verdankte er 1872 ein Staatsstipendium zur berg- und hüttenmänn. Ausbildung in Přibram (Příbram). Anschließend war er als Sachverständiger zur Einrichtung der Goldwäsche am Seebichl tätig. 1876 pachtete er durch Vermittlung des Oberbergrates Pošepny (s. d.) den in Staatsbesitz befindlichen Bergwerksbetrieb von Kolm Saigurn, den er 1880 kaufte, womit er selbständiger Gewerke wurde. Ein durchschlagender wirtschaftlicher Erfolg blieb ihm jedoch trotz Einsatzes der für seine Zeit modernsten techn. Hilfsmittel versagt. Zu R.s Pionierleistungen zählen die Installation einer elektr. Grubenbeleuchtung (1880) und die Errichtung einer Telephonverbindung (1881). 1885 reiste er nach Falun (Schweden), um das dort angewandte Munkdellsche Extraktionsverfahren kennenzulernen. 1888 verkaufte er den Bergbaubetrieb und erwarb die Postmeisterstelle für das Rauriser Tal. Seine breitgestreuten Interessen galten in bes. Weise auch der Meteorol. So ist es seiner Initiative zu verdanken, daß der DÖAV gem. mit der Österr. Meteorolog. Ges. am Gipfel des Rauriser Sonnblicks eine Wetterstation errichtete, die nach jener am Schafberg und am Hochobir als dritte und mit 3106m Seehöhe höchstgelegene Station dieser Art 1886 den Betrieb aufnahm. R. trug auf vielerlei Weise zum Bau des Observatoriums, den er auch leitete, bei. Zeitweise verwaltete und bewirtschaftete er selbst die Sonnblickstation. Er erwarb sich auch um die Volksbildung sowie um die Verbesserung des Straßen- und Postverkehrs große Verdienste.

L.: A. v. Ruthner, Die meteorolog. Station auf dem Sonnblick im Rauris, in: Mitth. der Ges. für Salzburger Landeskde. 26, (1886), S. 252 ff.; † I. R., in: Mitt.-DÖAV 17, 1891, S. 10; I. R., in: Erster Jahres-Ber. des Sonnblick-Ver. . . ., 1893, S. 9 ff., 16 ff.; A. Durig, Die Geschichte des Sonnblickobservatoriums, in: 45. Jahresber. des Sonnblick-Ver. . . ., 1937, S. 22; O. Kühlken, Tauerngold, 1952 (belletrist.); Ideen aus Österr. 2 ( = Notring Almanach 1955), (1955), S. 108 f.; F. Janiczek, I. R., 1844–91. Der Pionier des Rauriser Tales, in: In Salzburg geboren, hrsg. von A. Stockklausner, (1972), S. 194 ff.; R. F. Ertl. Die Geschichte des Tauerngoldes, in: Tauerngold ( = Veröff. aus dem naturhist. Mus., NF 10), 1975, S. 15 ff. (F. Gruber)
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 217f.
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