Rokitansky, Friedrich Karl Frh. von (1866-1942), Politiker und Publizist

Rokitansky Friedrich Karl Frh. von, Politiker und Publizist. * Wien, 7. 11. 1866; † Wien, 13. 2. 1942. Sohn des Folgenden, Enkel des Anatomen Karl Frh. v. R. (s. d.), Neffe des Gynäkologen Karl Frh. v. R. (s. d.); stud. 1885–87 an der Univ. Wien Jus (1900 Dr. jur. Graz) und war 1892 als Konzipient in Troppau (Opava) tätig. 1895 Oblt. im nichtaktiven Stand, verlor er 1898 wegen Teilnahme an Straßentumulten die Off.Charge, die ihm 1904 wieder verliehen wurde. Ab 1893 Privatier, kaufte R. 1895 das Gut Spielerhof bei Graz; 1896 gründete er in der Nachfolge von Poschs Steiermärk. Bauernver. den Christlichen Bauernbund, welcher ursprünglich der Sozialdemokratie positiv gegenüber stand, aber immer mehr in das dt. nationale Lager geriet. R. wurde schließlich Schönerers Vertreter in der Stmk. und in Kärnten. 1897–1908 steir. Landtagsabg. Sein Versuch einer antiklerikalen freiheitlich agrar. Partei endete 1913 mit der Auflösung des Ver. R. war bereits ab 1909 fachmänn. Berater für die Balkanländer im Ackerbaumin. In der Folge verlor er sein Vermögen und arbeitete u. a. als Holzaufkäufer und Angestellter der Versicherungsges. Phönix. Nach 1926 betrieb R. in Wien einen agrar. Anzeigendienst, 1928–33 gab er die nationalsozialist. Z. „Unsere Zukunft“ heraus. Mit seinem Versuch, die Bauern und Kleingewerbetreibenden zu organisieren, zwang R. die polit. Gegner im Kampf um die Wählerstimmen zum Eingehen auf seine Ideen, weshalb er als Initiator einer echten bäuerlichen Interessenvertretung aller polit. Richtungen angesehen werden kann.

W.: Landwirtschaftliche Ortsver. nebst Mustersatzungen und Einreichungs-Vorschriften für ihre Gründungen ( = Steiermärk. Bauernbücherei 1), 1898; Entwurf zu einer allfälligen Organisation der bündler. Bauernpartei (bzw.der auf dem Rottenmanner Programme ruhenden Bauernbunde) nebst dem Rottenmanner Bündlerprogramm als Anhang ( = Steiermärk. Bauernbücherei 2), 1899; zahlreiche landwirtschaftliche Abhh. in Wiener Ztg.; etc. Hrsg.: Bauernfreund, 1897 ff. (später Landbote); etc.
L.: G. R. Burkert, Dt.nationale Beeinflussungsversuche steir. Bauern 1880–1914, in: Österr. in Geschichte und Literatur 30, 1986, S. 103 ff.; K. Schwechler, 60 Jahre Grazer Volksbl., (1926), s. Reg.; F. Posch, Das Ringen des steir. Bauern um seine polit. Rechte, in: Das Bauerntum in der Stmk., hrsg. von F. Posch ( = Z. des hist. Ver. für Stmk., Sonderbd. 7), 1963, S. 109; B. Sutter, Die Baden. Sprachenverordnungen von 1897, 2 ( = Veröff. der Komm. für neuere Geschichte Österr. 47), 1965, S. 45 f., 259, 339 f.; Die Habsburgermonarchie 1848–1918, hrsg. von A. Wandruszka und P. Urbanitsch, 3/1, 1980, S. 295; A. L. Schuller, F. Hagenhofer. Leben und Werk des steir. Bauernführers, 1982, S. 17, 29 f.
(G. Burkert)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 220f.
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