Romano von Ringe, Johann Julius (1818-1882), Architekt

Romano von Ringe Johann Julius, Architekt. * Konstanz, Baden-Württemberg (BRD), 10. 10. 1818; † Wien, 14. 4. 1882. Beendete 1832 die Realschule in Triest; stud. in Wien 1833–37 am Polytechn. Inst. (techn. Abt.), ab 1837 an der Akad. der bildenden Künste. 1839–41 Ass. für Bauwiss. bei Stummer am Polytechn. Inst. Von dem Diplomaten C.A. Frh. v. Hügel und von Staatskanzler Metternich (beide s. d.) beeinflußt, schlug er die Architektenlaufbahn ein. Bald nach 1840 scheint er die Baugemeinschaft mit A. Schwendenwein begründet zu haben, wobei über seine Schöpfer. Anteile im einzelnen keine Nachrichten vorliegen. In Zusammenarbeit mit einem größeren Baubüro entstanden zahlreiche Objekte in Wien und in der ganzen Monarchie, von denen allerdings nur wenige namentlich bekannt sind. Das bekannte Œuvre zeigt deutlich, für welche Bauherren R. und Schwendenwein fast ausschließlich tätig waren: zunächst waren es jene Aristokraten, die sich im modernen Wirtschaftsleben engagierten; nach der Jh.Mitte waren es jene Vertreter der „zweiten Gesellschaft“, die neben Geschäftssinn auch ein gewisses Kulturbewußtsein entwickelten. Stilist. kommen R. und Schwendenwein vom Romant. Historismus her und bleiben trotz eines gewissen Fortschreitens in Richtung zum Strengen Historismus hin auf dieser Stilstufe stehen. Ihre Kunst repräsentiert in überzeugender Weise das Ideal des kultivierten Wohngebäudes dieser Epoche, vor allem in der Form des Wohnpalais. Als Mitgl. zahlreicher Baukomm. (so zur Beurteilung der für die Wr. Stadterweiterung 1858 eingereichten Projekte, bei der Konkurrenz für die Hofmus., bei der ständigen Baukomm, der Stadt Wien) hatte R. auch auf diesem Weg vielfach Gelegenheit, auf Grundriß- oder Fassadengestaltung der betreffenden Bauten Einfluß zu nehmen. 1871 nob.

W.: (tw. gem. mit A. Schwendenwein): Palais Metternich, 1846–48 (Wien III.); Schloß Erdődy, 1846/47 (Vép, Ungarn); Palais Hardegg, 1847 (Wien I.); Palais Khevenhüller-Metsch, 1858 (Wien IX.); Palais Festetics, 1858/59 (Wien IX.); Palais Schey-Koromla, 1863/64 (Wien I.); Palais Colloredo-Mansfeld, 1865 (Wien I.); Palais Dumba, 1865/66 (Wien I.); Palais Ofenheim v. Ponteuxin, 1868 (Wien I.); Palais Wiener v. Welten, 1869 (Wien I.); Palais Henckel-Donnersmark, 1871/72 (Wien I.); zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser; etc.
L.: J. Sisa, A vépi volt Erdődy-kastély Vas megyében, in: Műemlékvédelem 21, 1977, S. 170 ff.; Thieme–Becker: Wurzbach; A. Kieslinger, Die Steine der Wr. Ringstr. ( = Die Wr. Ringstr. 4), 1972, s. Reg.; R. Wagner-Rieger, Vom Klassizismus bis zur Secession, in: Geschichte der Stadt Wien, NR 7, 3, 1973, s. Reg.: K. Eggert, Der Wohnbau der Wr. Ringstr. im Historismus 1855–96 ( = Die Wr. Ringstr. 7), 1976, s. Reg.; E. Springer, Geschichte und Kulturleben der Wr. Ringstr. ( = Die Wr. Ringstr. 2), 1979, s. Reg.; M. Schwarz, Entwicklungstendenzen in der Villenarchitektur der Gründerzeit in NÖ, in: Landhaus und Villa in NÖ 1840–1914 . . ., 1982, S. 72; ders., Die Landhausarchitektur am Beispiel von Reichenau, ebenda, 1982, S. 90.
(E. Springer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 231
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