Rotter, Johann Nep. (Ignaz) (1807-1886), Abt

Rotter Johann Nep. (Ignaz), OSB, Abt. * Braunau (Broumov, Böhmen), 27. 2. 1807; † ebenda, 4. 5. 1886. Entstammte einer Tuchmacherfamilie; trat 1825 in die Benediktinerabtei Břewnow-Braunau (Břevnov-Broumov) ein, stud. 1825/26 Phil., 1826–30 Theol. an der Univ. Prag (1834 Dr. theol.). 1828 Profeß, 1830 Priesterweihe. Nach Tätigkeit im Kloster als Bibliothekar und Lehrer für oriental. Sprachen lehrte er 1834–36 als suppl. Prof. für Dogmatik an der Univ. Prag, 1836–42 als o. Prof. für Dogmatik an der Univ. Graz, ab 1842 als o. Prof. für Dogmatik wieder in Prag, 1844/45 Dekan, 1853/54 Rektor. 1844 wurde er zum Abt von Břewnow-Braunau gewählt. R. war 1864–78 böhm. Landtagsabg., ab 1881 Herrenhausmitgl. Ab 1859 war R. um die Schaffung einer österr. Benediktinerkongregation (1889 verwirklicht) bemüht, 1860 wirkte er an der Prager Provinzialsynode mit. 1869 erweiterte er das Braunauer klösterliche Gymn. zum Stiftsobergymn., wodurch es große Bedeutung für Ostböhmen erlangte. R. führte sein Kloster über die Aufhebung des Feudalsystems in die neue Zeit (er war erster gewählter Bez.Obmann für Braunau), intensivierte die Seelsorge auf den inkorporierten Pfarreien und sorgte für die Erneuerung des klösterlichen Lebens. Sein Wirken um Ausgleich der Spannungen zwischen Dt. und Tschechen brachte ihm unverdienterweise den Vorwurf des Tschechisierens ein.

W.: Hrsg.: Jb. für die kath. Geistlichkeit, 1839 f.
L.: Wr. Ztg. vom 4. 5. 1886; Piae memoriae . . . J. N. R . . ., in: Stud. und Mitth. aus dem Benedictiner- und dem Cistercienser-Orden 7, 1886, Tl. 2, S. 185 f.; Scriptores OSB; Wurzbach; R. Schráníl – J. Husák, Der Landtag des Kg.- Reiches Böhmen 1861–1911, 1911, s. Reg.; E. Meissner, Abt J. N. R. – Wegbereiter einer neuen Zeit (1844–86), 1980; S. Chaloupka, Dr. J. N. R., o. J.
(J. Zeschick)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 295
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