Rudel(-Zeynek), Olga; geb. von Zeynek (1871-1948), Politikerin und Schriftstellerin

Rudel (-Zeynek) Olga, geb. von Zeynek, Politikerin und Schrifstellerin. * Olmütz (Olomouc, Mähren), 28. 1. 1871; † Graz, 25. 8. 1948. Tochter eines Ministerialbeamten, Enkelin des Mathematikers und Schulmannes F. v. Močnik (s. d.); lebte zunächst in Wien, dann in Ödenburg (Sopron), ab 1911 in Graz und kam durch ihr Engagement bei kath. Frauenorganisationen (zunächst in der Stmk., dann in zentralen Gremien) in Fragen des Frauenwahlrechtes zur Politik. Sie war 1919/20 die erste weibliche Abg. der Christlichsozialen Partei im Steiermärk. Landtag, 1920–27 Abg. zum Nationalrat, 1927–34 Mitgl. des Bundesrates, 1927/28 und 1932 dessen Vorsitzende. R. engagierte sich in der Familien- und Sozialpolitik, vor allem in der Jugendfürsorge. Die Hauptinhalte ihrer parlamentar. Tätigkeit waren Verbesserungen im Ehe- und Familienrecht, die Besserstellung der Fürsorgerinnen, die Regelung des Hebammenwesens, die Hilfe für die Kleinrentner, das Alkoholverbot für Jugendliche und die Förderung der Mädchenbildung. Ihr größter Erfolg war die sog. Lex R.-Z. (1925), das Gesetz, durch das der Unterhaltsanspruch von Frauen gegenüber säumigen Vätern und Ehemännern gesetzlich gesichert werden konnte. Als Mitgl. des Volkswirtschaftsausschusses kämpfte sie für ein striktes Ausfuhrverbot für einheim. Kunstgegenstände und gegen das Unwesen des Goldaufkaufs. R. war langjährige Mitarbeiterin der „Zeitschrift für Kinderschutz . . .“, beim „Grazer Volksblatt (Frauen-Zeitung)“, beim „Steirischen Bauernbündler“ und beim „Steirischen Bauernkalender“. Sie war ab 1897 mit GM Rudolf R. verheiratet, von dem sie sich 1918 scheiden ließ.

W.: Die Gefährdung der Jugend durch Schmutz- und Schundschriften, in: Z. für Kinderschutz, Familien- und Berufsfürsorge 20, 1928; zahlreiche kleinere Abhh. über Frauenprobleme, Jugendschutz und allg. soziale Fragen u. a. in Grazer Volksbl., Soziale Revue, Bll. für Lebenswirtschaft und Lebensunterricht.
L.: Grazer Volksbl. vom 14. 11. 1920 und 1. 12. 1927 (Abendausg.); Neues Grazer Tagbl. vom 2. 12. 1927; Steirerbl. vom 27., Das Kleine Volksbl. vom 28., Kleine Ztg. am Sonntag vom 29. 8. und Steir. Bauernbündler vom 5. 9. 1948; K. Licht, Der Schutz des gesetzlichen Unterhaltsanspruches, in: Z. für Kinderschutz, Familien- und Berufsfürsorge 17, 1925, S. 33, 37; Frauenbote 1, 1927, n. 3, S. 2; Frauen-Briefe 26, 1928; G. Urban, Frauen von heute: O. R.-Z. in: Die Österreicherin 1, 1928, n. 1, S. 3 f.; I. Kjäer, Zehn Jahre parlamentar. Frauenarbeit in Österr., ebenda, 2, 1929, n. 2, S. 2 f.; B. Pichl, Zehn Jahre Frauenwahlrecht in Österr., in: Frauen-Briefe 41, 1929, S. 1 f.; Die Österreicherin 4, 1931, n. 2, S. 5, n. 10, S. 11, 5, 1932, n. 6, S. 2; A.Motzko, O. R.-Z., in: Die Österreicherin 3, 1948, H. 10, S. 23; dies., O. R.-Z. zum Gedächtnis, in: Frau von heute, 1948, n. 36; N. Paunovic, O. R.-Z., in: Österr. Monatshe. 4, 1949, S. 524 f.; Frauenbewegung, Frauenbildung und Frauenarbeit in Österr., hrsg. von M. Braun, E. Fürth und M. Hönig, 1930, S. 61, 82, 91 ff.; Die Mitgl. des österr. Nationalrates 1918–68, 1968; Biograf. Lex. der österr. Frau, hrsg. von R. Aspöck und E. Weinzierl, 5, 1984 (als Manuskript vervielfältigt); Stadtarchiv Graz.
(A. L. Schuller)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 312f.
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