Ržiha, Franz von (1831-1897), Techniker

Ržiha Franz von, Techniker. * Hainspach (Lipová, Böhmen), 28. 3. 1831; † Semmering (NÖ), 22. 6. 1897. War nach Stud. am Polytechnikum in Prag ab 1851 beim Bau der Semmering- und Karstbahn beschäftigt. Ab 1856 war er beim Bau der Wilhelmsbahn in preuß. Schlesien, 1857 bei der Ruhr-Siegbahn in Westfalen, ab 1861 im herzoglich Braunschweig. Staatsdienst als Obering. beim Bau der Bahn Kreiensen – Holzminden tätig. 1861 wandte er dabei erstmalig eine nach ihm benannte Tunnelbaumethode an. 1866 herzoglicher Oberbergmeister der staatlichen Kohlengruben. Nach deren Verkauf kehrte R. 1869 nach Österr. zurück und trassierte ca. 500 km Eisenbahnlinie in Böhmen und Sachsen. 1874 wurde er als Obering. in das Handelsmin. nach Wien berufen, 1878 o. Prof. für Eisenbahn- und Tunnelbau an der Techn. Hochschule Wien, später auch für Enz. des Eisenbahn- und Brückenbaues, 1887/88 Rektor; 1883 nob., 1895 HR. R. gilt als der Begründer der Lehre vom wiss. Tunnelbau. Er verwendete beim Tunnelbau eine Eisenrüstung statt der Holzzimmerung und führte auch im Bergbau Eisen als Stollenverkleidung ein. Als Mitgl. der Zentralkomm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale konnte R. auch seinen Interessen am Bauhüttenwesen nachgehen.

W.: Die neue Tunnel-Baumethode in Eisen . . ., 1864; Lehrbuch der gesammten Tunnelbaukunst, 2 Bde., 1867–72, 2. Aufl. 1874; Der engl. Einschnitts-Betrieb, in: Techn. Bll. 4, 1872, auch selbständig; Die Bedeutung des Hafens von Triest für Österr., ebenda, 5, 1873, auch selbständig, 2. Aufl. 1874, auch engl. und italien.; Eisenbahn-Unter- und Oberbau, 3 Bde. ( = Officieller Ausst.-Ber. . . . Weltausst. 1873, 90, 91, 93), 1876–77; Die ehemalige Judith-Brücke zu Prag, das erste große Ing.-Werk in Böhmen, in: Mitth. des Ver. für Geschichte der Dt. in Böhmen 16, 1878, auch selbständig; Stud. über Steinmetz-Zeichen, 1883; Die Bohrfestigkeit der Gesteine, 1888; Das Problem der Wr. Wasserversorgung, 1894; Das Dynamit und seine culturhist. und techn. Bedeutung, 1896; Vorlesungen über Eisenbahn- und Tunnelbau, 12 Bde., 1880, Manuskript, Bibl. der Univ. Wien; etc.
L.: Wr. Ztg. vom 23. 6. 1897; R. v. Reckenschuss, HR Prof. F. Ritter v. R. †, in: Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. 49, 1897, S. 427 f.; Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 17, 1897, S. 162; Centralbl. der Bauverwaltung 52, 1897, S. 289; R. M. Kastner, Die Entwicklung von Technik und Ind. in Österr. und die Techn. Hochschule in Wien, in: Bll. für Technikgeschichte 27, 1965, S. 73; Geschichte der Eisenbahnen 2, S. 231; Kosch, Kath. Deutschland (s. Rzicha F.); Poggendorff 3; C. Stoeckl – F. v. Krauss, Der Oesterr. Ing.- und Architekten-Ver. 1848–1898, 1898, S. 145; Die k. k. Techn. Hochschule in Wien 1815–1915, red. von J. Neuwirth, 1915, s. Reg.; Enz. des Eisenbahnwesens, hrsg. von V. v. Röll, 8, 2. Aufl. 1917; Männer der Technik, hrsg. von C. Matschoss, 1925; A. Lechner,Geschichte der Techn. Hochschule in Wien (1815–1940), 1942, s. Reg.; Österr. Naturforscher und Techniker, 1951; 150 Jahre Techn. Hochschule in Wien 1815–1965, Bd. 1, hrsg. von H. Sequenz, 1965, s. Reg.; VA Wien.
(P. Mechtler – G. Wacha)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 357
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>