Salcher, Josef (1861-1920), Industrieller

Salcher Josef, Industrieller. *Pyrha-Brunn (NÖ), 31. 12. 1861; †St.Pölten-Harland (NÖ), 7. 4. 1920. Enkel des Folgenden, Neffe des Industriellen Rudolf S., Cousin des Industriellen Robert S. (beide s. d.); sammelte nach Abschluß seiner Stud. techn. Erfahrungen in Manchester und war dann in den sog. Harlander Betrieben bei St. Pölten tätig, die sein Vater Josef S. (1830–89) im Rahmen der Fa. M. S. & Söhne OHG leitete. Mit dessen Tod fiel S. die Leitung dieser Betriebsgruppe zu. Steigender Absatz ermöglichte zunächst eine ständige Erweiterung der Betriebe; wegen später einsetzender wirtschaftlicher Schwierigkeiten lösten sich 1894 die Harlander Fabriken von der Familienfa., die ihr Schwergewicht nach Wagstadt (Bílovec, österr. Schlesien) verlegte, und wurden mit Hilfe engl. Kapitals (J. und P. Coats) in der AG Harlander Baumwollspinnerei und Zwirnfabrik zusammengefaßt. S. behielt aber einen Tl. der Aktien und Vorrechte in der Unternehmensleitung. Unter Beteiligung von Coats gründete er 1899 in Preßburg (Bratislava) eine Zwirnfabrik und verlegte die kommerzielle Leitung des österr. Unternehmens von Wien nach St. Pölten, um in der Nähe der Produktionsstätten Harland, Ochsenburg und Göblasbruck zu sein. In Harland wurden 1913 nach modernsten Gesichtspunkten eine Zwirnerei und 1915 eine Spulerei eingerichtet, wodurch der Stattersdorfer Betrieb ausfiel und in Arbeiterwohnungen umgebaut werden konnte. S.s dynam. Persönlichkeit gelang es, in einer Krisensituation die vertraute Form des Eigentümerunternehmens aufzugeben und sich mit Hilfe ausländ. Kapitals den neuen Erfordernissen des Marktes und der Erzeugung anzupassen, gleichzeitig aber seine führende Position zu behaupten. Er fungierte u. a. als Präs. des Verwaltungsrates der AG der Harlander Baumwollspinnerei und Zwirnfabrik, als Präs. der Preßburger Zwirnfabrik AG und als Mitgl. des Verwaltungsrates der St. Pöltner Straßenbahn AG; er war auch Obmann der Wehrgenossenschaft Harland-Pottenbrunn-Ossarn und Ehrenbürger von Maria Luggau (Kärnten) und Stattersdorf.

L.: N. Fr. Pr. und St. Pöltner Dt. Volks-Ztg. vom 8., St. Pöltner Ztg. vom 15. und N. Fr. Pr. vom 25. 4. 1920; H. Bartl, Die Entwicklung der Harlander Ind., in: Die Arbeitsgemeinschaft 5, 1928, S. 16ff.; R. Granichstaedten-Czerva – J. Mentschl – G. Otruba, Altösterr. Unternehmer ( = Österr.-R. 365/367), (1969), S. 102f.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 384
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