Sarkotić von Lovčen, Stefan Baron (1858-1939), Politiker und Feldmarschalleutnant

Sarkotić von Lovčen Stefan Baron, General und Politiker. * Sinac (Kroatien), 4. 10. 1858; † Wien, 16. 10. 1939. Sohn eines Off.; absolv. 1875–79 die Theresian. Militärakad. in Wr. Neustadt und wurde 1879 als Lt. zum Warasdiner IR 6 ausgemustert. Mit diesem war er 1879–82 im bosn.herzegowin. Okkupationsgebiet im Einsatz. Anschließend absolv., er die Kriegsschule und wurde 1884 zum IR 74 transferiert; ab 1885 dem Gen.Stab bei der l. Gebirgsbrig. in Mostar, ab 1886 der 26. Inf.Brig. in Wien zugeteilt. Ab 1888 diente er im Landesbeschreibungsbüro des Gen.Stabs (1889 Hptm. 1. Kl), 1891/92 war er zur Erlernung der russ. Sprache nach Kasan (Rußland) kommandiert. Ab 1892 gehörte er dem Evidenzbüro des Gen.Stabs in Wien an und wurde nach Truppendienstleistung (1894) 1895 Gen.Stabschef bei der 7. Inf.-Truppendiv. in Esseg (Osijek). Nach kurzem Truppendienst beim IR 91 wurde er 1899 zum Gen. Stabschef des Kriegshafenkmdo. in Pola (Pula) ernannt (1901 Obst.), 1903 Gen.Stabschef beim XII. Korps in Hermannstadt (Sibiu). 1907 wurde er Kmdt. der 5. Inf.Brig. in Wien (GM), 1908 Kmdt. der 88. Landesschützenbrig. in Bozen, 1910 der 44. Landwehrinf.Truppendiv. in Innsbruck, 1911 FML. 1912 wurde S. zum Kmdt. des VII. (ab 1913 VI.) kroatslawon. Landwehrdistrikts in Agram (Zagreb) ernannt. Am Beginn des Ersten Weltkrieges nahm er als Kmdt. der 42. ung. Landwehr-(Honvéd-) Inf.Div. an den Operationen gegen Serbien teil. Im November 1914 wurde er Militär-Gen.Gouverneur in Serbien, im Dezember Kommandierender Gen. und Landeschef in Bosnien-Herzegowina (und Dalmatien), verbunden mit der Beförderung zum Gen. der Inf. und der Ernennung zum Geh. Rat. Im Rahmen der Offensive gegen Serbien (1915) leitete er die Operationen von Bosnien aus und Anfang 1916 den Feldzug gegen Montenegro mit der Erstürmung des Lovčen. 1917 Gen.-Obst. Als Landeschef in Bosnien-Herzegowina verfolgte S. die polit. Linie einer inneren Befriedung und trat für die Lösung des südslaw. Problems im Sinne eines großkroat. Konzeptes ein, stieß damit jedoch auf Ablehnung durch die Ungarn; schon im Sommer 1917 sprach er sich für die Beendigung des nicht mehr zu gewinnenden Krieges aus. 1918 übergab er die Regierungsgeschäfte an den neukonstituierten Nationalrat in Sarajevo und lebte dann in Wien als führender Kopf einer antiserb., kroat.-legitimist. Gruppe. Zu der polit. Entwicklung in Jugoslawien nahm er in zahlreichen Artikeln in Z. und Ztg., vor allem in der „Reichspost“, Stellung. S. wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1910 nob., 1917 ung. Baron.

W.: Jugoslawien, in: Österr. Rundschau 61, 1919, auch selbständig; Tisza I. utolsó utja. S. vezérezredes Bosznia-Hercegovina utolsó tartományi tönökenek naploja (S. Tiszas letzte Reise. Tagebuch des letzten Chefs der Statthalterei von Bosnien-Herzegowina, des Gen.Obst. S.), hrsg. von S. Tonelli, (1941); zahlreiche Abhh. in Fachz. und Ztg., u. a. inStreffleur, ÖWZ, Staatswehr, RP; etc. Bearb.: Der Banjaluka-Prozeß, 2 Bde., 1933. Übers. strateg. Stud. aus dem Russ.
L.: N. Fr. Pr. vom 24. 12. 1914 und 11. 1. 1915; Neues Wr. Journal vom 4. 10. 1928; Vedettevom 10. 1. 1912; ÖWZ vom 28. 9. 1928; Die Österr. Furche vom 29. 10. 1949; H. Adolph-Auffenberg-Komarów, Der „Kroatengeneral“, in: Der Soldat vom 12. 10. 1969; Duschnitz–Hoffmann (Generalität), S. 62; Lustig-Prean, S. 122; Nar. Enc.; N. Österr. Biogr. 9, 1956, S. 99 ff.; Svoboda 2, S. 704, 3, S. 81; A. Veltzé, Unsere Heerführer 1 ( = Donauland-Bücherei 2), 1917; E. v. Glaise-Horstenau, Die Katastrophe, (1929), s. Reg.; Österr.-Ungarns letzter Krieg 1914–18, 1–5, 1929–34, 7, 1938. s. Reg.; O. Knauer, Österr. Männer des öff. Lebens von 1848 bis heute, 1960; S. Klein, Frh. S. v. L., Die Zeit seiner Verwaltung in Bosnien-Hercegovina 1914–18, phil. Diss. Wien, 1970; E. Glaise v. Horstenau, Ein Gen. im Zwielicht. Die Erinnerungen . . ., hrsg. von P. Broucek, 1 ( = Veröff. der Komm, für neuere Geschichte Österr. 67), 1980, s. Reg., bes. S. 226 f.; E. Bauer, Der letzte Paladin des Reiches. Gen.Obst. S. Frh. S. v. L., 1988; KA Wien.
(O. F. Winter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 45, 1988), S. 424f.
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