Scala Arthur von, Museumsfachmann und Nationalökonom. * Wien, 14. 12. 1845; † Lana (Südtirol), 26. 9. 1909. Sohn eines Ministerialbeamten, Bruder des Althistorikers Rudolf v. S. (s. d.); besuchte in Wien Handelsakad. und Polytechn. Inst. (1862/63). Ausgedehnte Reisen führten ihn in die Ind. Gebiete Westeuropas, bes. Englands, wo er Wirtschafts- und Sprachstud. trieb. Im Auftrag des Handelsmin. 1867 Berichterstatter über Textilind. auf der Pariser Weltausst.; 1869–71 nahm er an der österr. Ostasienexpedition teil. Sekretär des Komitees für den Orient und Ostasien auf der Wr. Weltausst. von 1873. 1875 Ministerialsekretär im Handelsmin. und Dir. des neugegründeten Oriental. Mus. in Wien (1886 in ein Handelsmus. umgewandelt); ab 1897 Insp. der kunstgewerblichen Fachschulen und Dir. des Österr. Mus. für Kunst und Ind., 1909 als HR i. R. In S.s Wirken verbanden sich die Sammlerleidenschaft auf kunsthandwerklichem Gebiet, wirtschaftliche Ambitionen, Interesse für die Orientforschung und glühende Begeisterung für den zeitgenöss. engl. Lebensstil, insbes. die Arts and Crafts-Bewegung. Als Gründungsdir. richtete er das Oriental. Mus. kunstgewerblich aus, begründete die Asiensmlg. (die 1908 dem Österr. Mus. für Kunst und Ind. eingegliedert wurde), initiierte einschlägige Ausst. sowie wiss. Publ. und zeigte erstmals moderne engl. Möbel in Wien. Als Leiter des Österr. Mus. für Kunst und Ind. brach er mit den herrschenden Traditionen des Historismus und reformierte das heim. Kunstgewerbe nach engl. Vorbild, wobei er die Unterstützung staatlicher Instanzen genoß, sodaß seine Reformen halboffiziellen Charakter bekamen. Daneben stand eine Reihe hist. Ausst. (Japan. Farbenholzschnitte 1899, 1902, 1905, Bucheinbände 1903, Alt-Wr. Porzellan 1904, Österr. Volkskunst 1905, Spitzen und Porträts 1906, Metallarbeiten 1907), tw. mit ergänzenden Publ., im Dienst einer prakt. Belebung des Kunsthandwerkes. Indem er Künstler wie K. Moser, F. v. Myrbach und A. Roller (alle s. d.) sowie J. Hoffmann, A. Strasser und O. Wagner zur Mitarbeit am Mus. und an der diesem angeschlossenen Kunstgewerbeschule heranzog, wurde S. zu einem Wegbereiter des Jugendstils in Wien. Sein method. Prinzip, am getreuen Kopieren engl. Mobiliars festzuhalten, entfremdete ihn aber allmählich der Secession und der Wr. Werkstätte, wo man nach anfänglichen internationalen Impulsen um die Schaffung eines eigenständigen Formenvokabulars bemüht war. S.s Bruder Theodor (1847–96) war zuletzt Betriebsdir. der österr. Staatseisenbahnen in Villach.