Schauenstein, Adolf (1827-1891), Mediziner

Schauenstein Adolf, Mediziner. * Wien, 4. 12. 1827; † Graz, 16. 10. 1891. Vater des Mediziners Walther S. (s. d.); stud. ab 1845 Med. an der Univ. Wien, 1851 Dr. med. und chir. Anschließend am Wr. Allg. Krankenhaus tätig, war er 1852–56 Ass. J. Dlauhys an der Lehrkanzel für Staatsarzneikde. der Univ. Wien; 1858 Habil. für forens. Toxikol. an der Univ. Wien, lehrte er ab 1862 auch an der jurid. Fak. gerichtliche Med. 1863 ao. Prof. für gerichtliche Chemie, wurde er noch im selben Jahr als o. Prof. der gerichtlichen Med., medizin. Polizei und medizin.-polizeilichen Gesetzeskde. an die neugegründete medizin. Fak. nach Graz berufen, wo er bis zu seinem Tod tätig war. 1864/65, 1870/71, 1876/1877, 1883/84 war S. Dekan der medizin. Fak., 1868/69, 1886/87 Rektor. Er widmete sich vor allem forens.-toxikolog. Fragen, im bes. der Technik des chem.-analyt. Nachweises der wichtigsten Gifte und schuf mit seinem Lehrbuch der gerichtlichen Med. ein wichtiges Unterrichtsmittel. In seinem Hdb. der öff. Gesundheitspflege gab er eine Gesamtdarstellung des österr. Sanitätswesens, das er auch prakt. förderte. Schon während seiner Wr. Zeit ab 1854 als Gerichtschemiker für NÖ und als Berater bei den Maßnahmen für die Wasserversorgung und der Bautätigkeit im Zuge der Stadterweiterung tätig gewesen, war er ab 1870 Vorsitzender des Landessanitätsrates für die Stmk. und machte sich als solcher um die Hebung der sanitären Verhältnisse verdient. S. gehörte ab 1867 dem Gemeinderat der Stadt Graz an; 1881 Reg. Rat.

W.: Lehrbuch der gerichtlichen Med., 1862, 2. Aufl. 1875; Hdb. der öff. Gesundheitspflege in Österr., 1863; Die Abfuhr der Auswurfsstoffe und die Gesundheitsverhältnisse in Graz, in: Dt. Vjs. für öff., Gesundheitspflege 8, 1876; Untersuchung der Spuren von Fusstritten und Werkzeugen, in: Hdb. der gerichtlichen Med., hrsg. von J. Maschka, 1, 1881; Schädigung der Gesundheit und Tod durch psych. Insulte, ebenda, 1, 1881; Die Vergiftungen mit Aconitum, Strychneen, Belladonna und anderen Giftpflanzen – Canthariden, Chloroform, Chloralhydrat, ebenda, 2, 1882; Später auftretende Leichenveränderungen, ebenda, 3, 1882; Die ersten drei Jhh. der Carl-Franzens-Univ. in Graz, 1886; zahlreiche Abhh. in Fachz., u. a. in Wochenbl. der Z. der k. k. Ges. der Ärzte in Wien; etc.
L.: WMW 41, 1891, Sp. 1759;.l J. Kratter, Die Aufgaben der gerichtlichen Med. in Lehre und Forschung, 1892, S. 15 f.; A. Haberda, in: Beitrr. zur gerichtlichen Med. 1, 1911, S. 15; L. Breitenecker, ebenda, 23, 1965; Hirsch; Lesky, S. 285 ff.; Pagel; F. υ. Krones. Geschichte der Karl Franzens-Univ. in Graz, 1886, s. Reg.; FS zur Feier der Schlusssteinlegung des neuen Hauptgebäudes der Grazer Univ. am 4. 6. des Jahres 1895, 1895, S. 20; V. Fossel, Geschichte der medizin. Fak. in Graz von 1863 bis 1913, 1913 S. 37 f.; FS zur Feier des 350jährigen Bestandes der Karl-Franzens-Univ. zu Graz, 1936, S. 163; (I. Fischer), Geschiente der Ges. der Ärzte in Wien 1837–1937, 1938, s. Reg.; F. Reuter, Geschichte der Wr. Lehrkanzel für gerichtliche Med. von 1804–1954 ( = Beitrr. zur gerichtlichen Med. 19, Suppl.), 1954, S. 16; G. Berka, 100 Jahre Dt. Burschenschaft in Österr. 1859–1959, 1959, S. 99; G. Bindseil, Personalbibliographien von Prof. und Doz. der Gerichtsmed. an der medizin. Fak. der Univ. Wien im ungefähren Zeitraum von 1804–90, (1970), S. 34 ff.; A. E. Maier, Die niederärztliche Ausbildung zu Salzburg im 19. Jh., (1972), S. 116; H. H. Egglmaier, Die Gründung der Grazer medizin. Fak. im Jahre 1863 ( = Publ. aus dem Archiv der Univ. Graz 19), 1986, S. 144; UA Graz; Allg. Verw.A., UA, beide Wien.
(A. Kernbauer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 47
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