Schaumburg, Karl (1770-1833), Buchhändler und Verleger

Schaumburg Karl, Buchhändler und Verleger. * Ritterhude, Niedersachsen (BRD), 31. 8. 1770; † Wien, 11. 5. 1833. Sohn eines Gerichtsverwalters; ab 1795 mit der Buchhändlerstochter Josefine S., geb. Stahel (1765–1856), verheiratet, übernahm er 1796 die Buchhandlung seines Schwiegervaters in Wien I., in der er vorher bereits beschäftigt gewesen war, und führte sie unter dem Firmennamen Schaumburg & Comp. vorerst, bis 1819, mit dem aus Sachsen stammenden D. Bohm, dann gem. mit seiner Frau weiter; 1826 trat auch sein Sohn Friedrich in das Geschäft ein. Unter S.s Leitung wurde das Unternehmen, in dem ab 1807 auch Gräffer (s. d.) für einige Jahre als Kommis und Kassier arbeitete, nicht nur zur zeitweise wohl komplettesten Sortimentsbuchhandlung in Wien (bes. für dt. und französ. Literatur sowie französ. Rechts- und Staatswiss.,), sondern auch zu einer der größten im dt. Sprachraum. Als Verleger machte sich S. durch Hrsg. von Schriften J. P. Franks (s. d.), B. Petris, J. A. Schultes und L. Trattiniks um die österr. Naturwiss. verdient, auf philosoph. Gebiet sind oppositionelle Verlagsobjekte aus dem Umkreis des dt. Idealismus (P. F. Buchholz, L. Bendavid) zu erwähnen. Bes. Verdienste aber erwarb sich S. als Wr. Verleger F. Schlegels, dessen hist., literar. und philosoph. Vorlesungsreihen er herausbrachte. Auch hatte S. den ausländ. Vertrieb der bei A. Strauß erschienenen Verlagswerke, etwa schöngeistiger Periodika. S. war Bücherschätzmeister beim niederösterr. Merkantil- und Wechselgericht und 1807–11 sowie 1821–30 Obervorsteher des 1807 konstituierten Gremiums der bürgerlichen Buchhändler in Wien. Nach seinem Tod wurde die Buchhandlung von seiner Witwe und seinem Sohn Friedrich weitergeführt.

L.: Graeffer-Czikann (s. Schaumburg und Compagnie); Wurzbach (s. unter Schaumburg Armand); A. Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482–1882, 2, 1887, S. 299; C. Junker, Korporation der Wr. Buch-, Kunst- und Musikalienhändler 1807–1907, (1907), S. 11, 13, 16, 58; F. Gräffer, Kleine Wr. Memoiren und Wr. Dosenstücke 1–2, hrsg. von A. Schlossar ( = Denkwürdigkeiten aus Altösterr. 13–14), 1918–22, s. Reg.; H. Schattinger, Stud. zum Wr. Verlagswesen des 19. Jh., phil. Diss. Wien, 1951, S. 39ff., 59; Krit. Friedrich-Schlegel-Ausg., hrsg. von E. Behler et al., 1/1, 1979, s. Reg., 1/10, 1969, s. Reg.; W. M. Bauer, in: Die österr. Literatur. Ihr Profil im 19. Jh . . . ., hrsg. von H. Zeman, 1982, s. Reg.; Wr. Stadt- und Landesarchiv und Hss.Smlg., Wr. Stadt- und Landesbibl., beide Wien.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 52
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