Schaurhofer August, Sozialpolitiker und Seelsorger. * Wien, 28. 4. 1872; † Wien, 24. 8. 1928. Sohn eines Gastwirtes; besuchte in Wien das Schottengymn., stud. ab 1890 am Priesterseminar, 1890–94 an der Univ. Wien Theol. Nach der Priesterweihe (1894)war er in der Seelsorge tätig, zunächst in Großmugl (NÖ), ab 1898 in Wien IX., ab 1904 in Wien I., Am Hof, ab 1915 als Kuratbenefiziat bei St. Peter. Bald nach seiner Anstellung in Wien in das Ver.- Leben einbezogen, entfaltete S. tiefgreifende seelsorger. und soziale Aktivitäten, die der geistigen und materiellen Förderung der Arbeiter galten. 1899 Vizepräses des kath. Arbeiterinnenver. in Wien IX., 1906 Gen.Sekretär der Nichtpolit. Zentralorganisation der Katholiken Österr., war er 1910– 12 Gen.Dir. des daraus entstandenen Kath. Volksbundes, 1914 Diözesanpräses der kath. Arbeiterver. Als priesterlicher Betreuer der von der Sozialpolitikerin H. Burjan (s. d.) 1918 gegründeten Schwesternschaft Caritas socialis, deren soziale Erneuerungskräfte er erkannte, war er an deren geistiger und geistlicher Ausformung maßgeblich beteiligt. Beeinflußt von der päpstlichen Enzyklika „Rerum novarum“, durch die pädagog. und sozial-eth. Schriften F. W. Foersters, den Sozialpolitiker Vogelsang sowie die Theologen F. M. Schindler und G. Müller (s. d.) u. a., wirkte er bei Konferenzen, Vorträgen und Arbeitskreisen (S. -Abende) und fand auch Gehör bei den religiösen Sozialisten. Bedeutsam waren seine 1919–21 abgehaltenen Schulungskurse für den Klerus. Sein bes. Anliegen war die Sträflingsseelsorge, vor allem im Wr. Jugendgefangenenhaus, an dem er ab 1922 als Seelsorger wirkte und welches er in eine Erziehungsanstalt umwandeln wollte. S., unermüdlich tätig für die Beziehung zwischen Christentum und Arbeiterschaft, für eine Symbiose zwischen Christentum und Sozialismus und für die Wiedererweckung christlicher Kulturideale in den neuen sozialen Formen, übte eine große Faszination auf die akadem. Jugend und auf die Jugendbewegung Neuland aus.