Schell, Karl (1892-1945), Industrieller

Schell Karl, Industrieller. * Langendorf (Dlouhá Ves, Böhmen), 19. 12. 1892; † ebenda, 2. 6. 1945 (Selbstmord). Sohn des Karl Theodor Gustav S. (1861–1919), der gem. mit seinem Onkel Sebastian S. (1844–89) 1885 die Holzdrahtfabrik S. & Neffe gegründet hatte; stud. Elektrotechnik an der Höheren Ing.Schule in Mittweida (Sachsen), Ing. 1920 wurde er als Gesellschafter Chef im väterlichen Unternehmen, das Zündholzhersteller belieferte, aber auch u. a. Jalousiestäbe und Zahnstocher herstellte, und brachte es in kurzer Zeit zu großer Bedeutung. Die 1891 von seinem Onkel Johann Louis S. begonnene Zündholzerzeugung nahm 1928 durch S.s Mitgründung des Luma-Verkaufsbüros der Zündwarenfabriken Solo-AG Schüttenhofen und S. & Neffe GmbH in Prag großen Aufschwung, Zündhölzer blieben bis 1945 das Hauptprodukt der Fa. Das Unternehmen, seit 1922 mit modernsten Automaten ausgestattet, beschäftigte bis zu 300 Mitarbeiter. 1892–1938 führte S. auch eine Fabrik zur Erzeugung von Flaschenkapseln. 1934 kaufte er die Kristallglasfabrik und Raffinerie J. E. Schmid in Annathal (Annín). Er stellte das Rohglas in einem Fabrikneubau in Langendorf her, der mit einem modernen Glasschmelzofen ausgestattet war. Das von S. erzeugte Bleikristall war nicht mehr blaustichig, sondern rein weiß, die Produkte der Kristallglasschleiferei Annathal vermochten ihre alte Weltgeltung wiederzuerlangen. S. beeinflußte auch das soziale und kulturelle Leben Langendorfs, u. a. durch ein 1929 errichtetes Kulturhaus.

L.: E. Marschner, in: „Hoam!“ 40, 1987, S. 364ff.; J. Blau, Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald 2 ( = Beitrr. zur Volkstumsforschung 9), 1956, s. Reg.; Im Lande der kün. Freibauern, 1979, S. 303ff.
(E. Marschner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 70f.
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