Schiavone (Schiavoni), Natale (1777-1858), Maler und Kupferstecher

Schiavone (Schiavoni) Natale, Maler und Kupferstecher. * Chioggia (Venetien), 25. 5. 1777; † Venedig, 16. 5. 1858. Dalmatin. Abstammung, Vater des Folgenden; machte schon sehr früh durch seine Fertigkeit im Zeichnen auf sich aufmerksam und illustrierte bereits 1788–97 das Werk „Descrizione dei Crostacei“ von Stefano Chiereghin. Kupferstechen lernte S. in Florenz als Schüler von Raphael Morghen, Malerei 1792–95 in Venedig bei Francesco Maggiotto an der Akad. der schönen Künste. 1797–1807 lebte S. in Triest, wo er ca. 600 Aquarellminiaturen auf Elfenbein und Pergament schuf, ca. 1808–15 in Mailand. Als häufiger Gast am Hof des Vizekg. Eugen Beauharnais und als Freund von Appiani (s. d.) und Joseph Bossi spezialisierte er sich auf Porträts von hohen Off. und Beamten des Kg.Reiches Italien sowie von bedeutenden Persönlichkeiten des kulturellen Lebens wie Appiani, Longhi (s. d.) und Ugo Foscolo. Aufgrund des Erfolges mit einem Porträt von K. Franz I. (s. d.) wurde S. 1816 nach Wien berufen. Er führte das Bildnis des K. vielfach aus, porträtierte Mitgl. des k. Hofes und darüber hinaus auch Persönlichkeiten, die sich nur vorübergehend in Wien aufhielten, wie z. B. Zar Alexander I., was ihm zahlreiche Aufträge des russ. Adels eintrug. 1821 kehrte S. nach Venedig zurück und richtete im 1824 erworbenen Palazzo Giustinian eine sehr geschätzte Galerie venezian. Malerei ein. 1833–39 kam S. wiederholt nach Wien, wo er auf den Jahresausst. der Akad. von 1834, 1836 und 1839 vertreten war. In diesen Jahren porträtierte er K. Ferdinand I. (s. d.) und Kn. Maria Anna und malte ca. 3000 weibliche Halbfiguren; da er Sujets wie Venus, Magdalena, Susanna und Odaliske bevorzugte, bezeichnete man ihn als „Maler der Grazien“. Ab 1840 wirkte S. als Prof. an der Akad. der schönen Künste in Venedig. Sein Stil, mit Anklängen an Amerling (s. d.) und Francesco Hayez, wird durch solide neoklass. Zeichnung gekennzeichnet, mit so glatter Farbgebung, daß der Eindruck von durchscheinendem Schmelz entsteht. S. gilt auch als der beste Kupferstecher nach Tiziangemälden.

W.: Anbetung der Hirten, 1830; Madonna mit dem Kinde, 1832; Tizian und Violante, 1836; Betende Frauen, 1839; Judith, 1839; Madonna und Putto, 1840; Das ird. Paradies, 1840; Bethlehemit. Kindermord, 1844; Opfer des Abel, 1847; Hl. Katharina von Alexandrien (Dom, Castelfranco); HI. Paulus (Dom, Chioggia); usw.
L.: La Favilla 5, 1840, S. 321f.; Bénézit; Comanducci; Enc. It.; Müller-Singer; Nagler; Seubert; Thieme-Becker; Wurzbach; A. Andresen, Hdb. für Kupferstichsammler oder Lex. der Kupferstecher . . . 2, 1873; F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh. 2/2, 1898; G. Moschini, Dell’incisione in Venezia, (1924), S. 188, 197f.; G. Lorenzetti, Venezia e il suo estuario, (1926), S. 871; Enc. Universal Ilustrada Europeo-americana 54, 1927; I. Tiozzo, I nostri, 1928, S. 177ff.; A. M. Comanducci, I pittori italiani dell’ottocento, 1934; L. Servolini, Dizionario illustrato degli incisori italiani moderni e contemporanei, 1955; G. Perocco. La pittura veneta dell’ottocento, 1967, S. 17, 96; S. Pinto, in: Storia dell’arte italiana 2/2, 1982, S. 1029, 1034.
(A. Niero)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 103f.
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