Schiestl, Matthäus d. J. (1869-1939), Maler und Graphiker

Schiestl Matthäus d. J., Maler und Graphiker. * Salzburg-Gnigl, 27. 3. 1869; † München (Deutschland), 30. 1. 1939. Sohn des Bildhauers und Schnitzers Matthäus S. d.Ä. ( * Hippach-Schwendberg/Tirol, 5. 8. 1834; † Lohr a. Main-Sendelbach/Bayern, 11. 3. 1915), der nach kurzer Lehrzeit in Kufstein (Tirol) und München sowie nach einer Tätigkeit in Salzburg 1873 nach Würzburg zog und dort in seiner Bildhauerwerkstätte für die „Anstalt für religiöse Kunst“ alte Bildwerke restaurierte und kopierte. S., der bei seinem Vater von Graphikfolgen J. v. Führichs (s. d.) und von dem Tiroler Spätnazarener F. Plattner (s. d.) inspiriert wurde, stud. ab 1894 an der Akad. der bildenden Künste in München bei Wilhelm v. Diez und Ludwig v. Löfftz, dabei arbeitete er für die Glasmalereianstalt Neuhauser in Innsbruck. 1899 und 1900 schuf S. großformatige Lithographien mit Legendendarstellungen, die ihn rasch bekannt werden ließen. In der Folge entstanden, u. a. beeinflußt durch Werke von Dürer und Martin Schongauer, Wandbilder, Altäre und Darstellungen aus Legende, Sage und Märchen. 1912 erhielt er den Titel eines Prof. Mit den von ihm bevorzugten religiösen Motiven und vaterländ. Stoffen erlangte er große Popularität, indem er die nazaren. Tradition durch Elemente der Neuromantik, des Jugendstils und der Volkskunst zu seinem eigenen Stil der „monumentalen Einfachheit“ vereinte. Bekannt wurde S. auch durch seine zahlreichen Bilder mit Sagen- und Märchenmotiven und prägte mit seinem lyr. Legendenstil das religiöse Andachtsbild und die Illustration der Erbauungsliteratur seiner Zeit. Sein Bruder Rudolf S. ( * Würzburg, Deutschland, 8. 8. 1878; † Nürnberg, Deutschland, 30. 11. 1931), der ab 1897 an der Akad. der bildenden Künste in München stud., wurde durch Farblithographien und eine Postkartenser. bekannt; 1910 wurde er Prof. für Buchkunst und Graphik an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg, wo er als Graphiker, Radierer und Holzschneider tätig war. S.s ältester Bruder Heinrich (Heinz) S. ( * Zell a. Ziller/Tirol, 23. 2. 1864; † Würzburg, 11. 4. 1940), der die väterliche Werkstatt übernahm, schuf neben Altären und Kreuzwegstationen auch Inneneinrichtungen und Lithographien.

W.: Altarbilder für Kirchen in Deutschland, u. a. in München, Bonn, Kaiserslautern und Würzburg; Bilder des Meisters mit Verslein, 1924; M.S. – Zeichnungen, hrsg. von C.Oßwald, 1924; Bauern, Ritter und Heilige, 1928 (Lithographien); Kinderbüchlein, 1931 (Steinzeichnungen); usw. Matthäus S. d.Ä.: Figuren für die Seitenaltäre der Pfarrkirche Hippach, 1914; usw. – Rudolf S.: Hinterglasmalereien; Gebrauchsgraphik; Exlibris; Buchillustrationen; usw.
L.: (tw. Familienartikel): Salzburger Chronik vom 25. 12. 1917; A. Hagelstange, in: Die graph. Künste 27, 1904, S. 5ff.; K. Muth, in: Hochland 5, 1907/08, Bd. 1, S. 88ff.; K. M. Kuzmany, in: Die graph. Künste 32, 1909, S. 77f.; R. Huber, in: Der Gral 8, 1914, S. 657ff.; J. Kreitmaier, in: Stimmen der Zeit 90, 1916, S. 572ff.; P. Dörfler, in: Hochland 19, 1921/22, S. 314ff.; G. Buchheit, in: Der Gral 23, 1928/29, S. 1073ff.; A. Heilmann, in: Schönere Zukunft 14, 1938/39, S. 536f.; R. Hoffmann, in: Christliche Kunstbll. 81, 1940, S. 1ff.; H. Bub-Puer, in: Unterfränk. Heimatbll. 2, 1950; Bénézit; Fuchs, 19. Jh.; Salzb. Kulturlex.; Thieme-Becker; Vollmer; R. Braungart, Die drei Brüder S., (1923); C.Oßwald, M. S., 4. Aufl. 1925; H. Wichmann, Bibliographie der Kunst in Bayern 4, 1973, S. 36, 584ff.; H. Muth – K. H. Schreyl, Die Brüder S. ( = Mainfränk. He. 68), 1977; G. Pfaundler. Tirol Lex., 1983; Münchner Maler im 19. Jh. 4, 1983; Bosls bayer. Biographie, hrsg. von K. Bosl, 1983.
(M. Martischnig – G. Wacha)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 121
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>