Schlechter Karl, Schachmeister. * Wien, 2. 3. 1874; † Budapest, 27. 12. 1918. Stammte aus bescheidenen Verhältnissen; erlernte in Wien den Kaufmannsberuf, den er zunächst auch ausübte. Schon früh mit dem Schachspielvertraut, nahm er 1894 in Leipzig zum ersten Mal an einem internationalen Turnierteil, das er als Elfter beendete. Seinen ersten großen Erfolg errang S. 1900 in München (1. Platz gem. mit Harry Nelson Pillsbury), aus den folgenden Jahren ist sein 2. Platz in Monte Carlo (1901) zu erwähnen. Seit dem Sieg im sehr stark besetzten Turnier von Ostende 1906 gehörte S. zur internationalen Spitzenkl., weitere hervorragende Plazierungen (u. a. 1907 Ostende, 2. Platz hinter Siegbert Tarrasch) folgten. Die Jahre 1908 und 1910 bildeten die Höhepunkte seiner Karriere: 1908 gewann er die Turniere in Wien (gem. mit Géza Maróczy und Oldřich Duras) und Prag (gem. mit Duras), 1910 jenes in Hamburg. Im selben Jahr spielte S. mit Emanuel Lasker in Wien und Berlin um den Weltmeistertitel, wobei Lasker nur durch ein Unentschieden seinen Titel verteidigen konnte. S. errang in den folgenden Jahren noch einige größere Erfolge. Der durch den Ersten Weltkrieg bedingte Mangel an Turnieren ließ jedoch alle Verdienstmöglichkeiten ausfallen, sodaß S. in größte materielle Not geriet. Körperlich entkräftet, brach er während einer Simultanvorstellung zusammen und starb kurz darauf. S. war der hervorragendste Vertreter der sog. Wr. Schachschule: er verfügte über außergewöhnliche Eröffnungskenntnisse und war in seiner Spielweise stets auf Sicherheit bedacht. Seine „positionelle Eleganz“ und seine perfekte Technik werden hervorgehoben, bes. aber seine hochentwickelte Verteidigungskunst; so ist die sehr hohe Zahl von Remispartien für ihn charakterist. Ein hervorragender Theoretiker, trat er auch als Fachschriftsteller hervor. Ihm zu Ehren werden seit 1923 Gedenkturniere abgehalten.