Schlögl P. Nivard (Johann), OCist., Theologe und Orientalist. Geb. Gaaden (NÖ), 4. 6. 1864; gest. Wien, 25. 6. 1939. Sohn eines Kleinhäuslers; besuchte das Sängerknabeninst. des Stiftes Heiligenkreuz und wurde 1884 dort Novize. S. stud. Theol. an der theolog. Hochschule des Stiftes, 1889 an der Univ. Wien, 1894 Dr. theol. Nachdem er 1889 die Priesterweihe erhalten und die ewigen Gelübde geleistet hatte, fungierte S. als Konviktslehrer, Festprediger und Aushilfspriester, 1890–1907 auch als Novizenmeister. Ab 1896 unterrichtete er alttestamentliche Exegese und oriental. Dialekte im Stift und wurde 1908 als Nachfolger von W. A. Neumann (s. d.) als o. Prof. auf den Lehrstuhl für bibl.oriental. Sprache und alttestamentliche Exegese an der Univ. Wien berufen. 1913/14 und 1929/30 Dekan, 1933 emer. Nach seiner Berufung reiste S. zunächst jedoch nach Berlin, um bei Friedrich Delitzsch Assyr. zu hören; 1912 unternahm er eine Stud.Reise nach Ägypten und Palästina und vertrat die Univ. Wien am Orientalistenkongreß in Athen. S.s wiss. Tätigkeit läßt sich auch chronolog. in vier Phasen gliedern: 1889–1901 widmete er sich philolog., poet. und aszet. Arbeiten, 1905–16 rein exeget. Publ., 1916–24 dem Gesamtbibel- und Talmudstud., 1924–39 arbeitete er erneut an der Übers. des Alten und des Neuen Testaments. S. besaß ein hervorragendes Sprachgefühl und befaßte sich hauptsächlich mit bibl. Metrik, die er allerdings überbetonte und zu Konjekturen am Bibeltext gebrauchte, was von den meisten Fachkollegen abgelehnt wurde. Seine sprachlich gut gelungene, aber eigenwillige Bibelübers. wurde 1922 auf den Index verbotener Bücher gesetzt, wobei er vergeblich nach Rom reiste, um eine Rücknahme zu erwirken. S., der wiss. auch mit dem Volksliturgen Pius Parsch zusammenarbeitete, erhielt 1889, 1898 und 1899 den Preis der Lackenbacher-Stiftung, wurde 1922 Ehrenbürger von Gaaden und 1934 Konsistorialrat. Mitgl. der Görres- und der Leo-Ges.