Schluga von Rastenfeld, August Frh. (1841-1917), Offizier

Schluga von Rastenfeld August Frh., Offizier. Geb. Sillein/Zsolna, Oberungarn (Žilina, Tschechoslowakei), 9. 7. 1841; gest. Dt. Reich (Deutschland), 1917. Trat 1859 als Kadett in das IR 27 ein, machte den Feldzug in Italien mit und wurde noch 1859 zum Lt. befördert, quittierte aber 1863 den Dienst, da er nicht zur Ausbildung im Gen.Stabsdienst zugelassen worden war. Vom Frühjahr 1866 an arbeitete er für die preuß. polit. Polizei, bald darauf für das damals eingerichtete Nachrichtenbüro des Großen Gen.Stabs und meldete vor der Schlacht von Königgrätz (Hradec Králové) wichtige Details aus dem Hauptquartier der österr. Nordarmee. Als Agent Nr. 17 (A 17) nach Paris geschleust, stellte er, als Journalist getarnt, Verbindungen zu hohen militär. Kreisen her. So war es u. a. seine Information im August 1870 über den Abmarsch der Armee Gen. MacMahons von Châlons sur Marne zum Entsatz von Metz, die Moltkes sog. Rechtsabmarsch seiner Streitkräfte ermöglichte, der die Franzosen bei Sedan zur Kapitulation zwang. Auch deckte er im Raum Basel während dieses Krieges vorgenommene illegale französ. Truppentransporte durch die Schweiz auf. S. blieb weiterhin in Frankreich und berichtete fast 50 Jahre hindurch laufend an den dt. militär. Kundschaftsdienst. Mit hoher Wahrscheinlichkeit trugen seine Meldungen von 1915/16 zum Plan Gen. v. Falkenhayns, des Chefs des Gen.Stabs des dt. Feldheeres, bei, im Frühjahr 1916 einen Großangriff bei Verdun zu führen. S. hatte zwar Zutreffendes berichtet, Falkenhayn aber daraus falsche Schlüsse gezogen. 1916 kehrte S. schwerkrank in das Dt. Reich zurück, bekam eine Pension seitens des Gen.Stabs zugestanden, verstarb aber schon ein halbes Jahr später. S. ist als eine der prominentesten Erscheinungen in der Geschichte der Spionage anzusehen.

L.: W. Nicolai, Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg, 1920, S. 3; ders., Geheime Mächte. Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und Heute, 1923, S. 11; Die Weltkriegsspionage, 1931, S. 566; G. Buchheit, Spionage in zwei Weltkriegen, 1975, S. 26ff.; H. Höhne, Der Krieg im Dunkeln. Macht und Einfluß der dt. und russ. Geheimdienste, 1985, S. 23, 47f., 69; F. Gempp, Geheimer Nachrichtendienst und Spionageabwehr des Heeres von 1866– 1918, passim, Manuskript, Militärarchiv Freiburg i. Br., Deutschland; Mitt. Militärgeschichtliches Inst., Potsdam, Deutschland; KA Wien.
(P. Broucek)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 221f.
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