Schmeidel, Gustav (1895-1939), Anatom

Schmeidel Gustav, Anatom. Geb. Wien, 16. 2. 1895; gest. Tomaszów (Polen), 18. 9. 1939 (gefallen). Sohn eines Gutsbesitzers; begann nach Absolv. des Staaţsrealgymn. in Graz 1913 an der Univ. Wien Med. zu stud., rückte aber 1915 als Einjährig Freiwilliger zum Festungsart.Baon. 4 ein, avancierte 1916 zum Lt., 1918 zum Oblt. d. Res. und konnte erst nach Ende des Ersten Weltkriegs sein Stud. wieder aufnehmen. 1921 Dr. med., wurde er Ass. Ferdinand Hochstetters am II. anatom. Inst., bei dem er schon während seiner Stud.Zeit Demonstrator gewesen war, habil. sich 1933 für Anatomie und suppl. 1933–36 die I. anatom. Lehrkanzel, der er ab 1938 als kommissar. Leiter vorstand. 1939 ao. Prof. und Leiter der Abt. für topograph. Anatomie, wurde er mit Beginn des Zweiten Weltkriegs neuerlich zur Art. einberufen und fiel noch im ersten Kriegsmonat. S., der die Technik der makroskop. Anatomie meisterhaft beherrschte, verfügte auch über große handwerkliche Geschicklichkeit und stellte eine Smlg. mustergültiger topograph. anatom. Präparate her, die zu einer Berufung an die Univ. Córdoba (Argentinien) führte. Er konstruierte einige anatom. Instrumente, entwickelte ein modernes Präparations- und Konservierungsverfahren (Paraffinimprägnierung), für dessen Realisierung er eine Spritze, für Demonstrationszwecke hingegen einen Filmvorführungsapparat konstruierte. Daneben beschäftigte er sich mit der Formbildung der Schlagadern, dem Aortensystem und speziell mit der menschlichen Arteria vertebralis. Im Ersten Weltkrieg wurde er wegen seiner Verdienste an der Front und der Mitarbeit an der Herstellung von Schußbehelfen für Batterien mehrfach ausgezeichnet. Obwohl seinem Wirken auf medizin.-anatom. Gebiet ein verfrühtes Ende gesetzt wurde, hatte er sich als ausgezeichneter Lehrer und Forscher bereits internationales Ansehen erworben.

W.: Präparationsverfahren zur Erhaltung natürlicher Form und Farbe, in: Verhh. der zoolog.-botan. Ges. in Wien 74/75, 1924/25; Eine neue Universalinjektionsspritze für anatom. Zwecke, in: Anatom. Anzeiger 69, 1930; Die Entwicklung der Arteria vertebralis des Menschen, in: Morpholog. Jbb. 71, 1932; Über merkwürdige Varietäten des interkraniellen Teiles der Arteria vertebralis des erwachsenen Menschen, ebenda, 77, 1936; Methoden zur Konservierung von Organen und ganzen Organismen, in: Hdb. der biolog. Arbeitsmethoden, hrsg. von E. Abderhalden, Abt. 7, Tl. 2, 1938; usw.
L.: E. Pernkopf, in: Wr. klin. Ws. 52, 1939, S. 949ff.; F. Hochstetter, in: Anatom. Anzeiger 89, 1940, S. 332ff. (mit Bild): Kürschner, Gel.Kal., 1935; M. Stober, Personalbibliographien der Prof. und Doz. der Anatomie an der Medizin. Fak. der Univ. Wien . . . 1845–1969, (1971), S. 136f.; UA, KA, beide Wien.
(H. Leitner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 229f.
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