Schmelkes (Schmelkeles), Gottfried (1807-1870), Mediziner

Schmelkes (Schmelkeles) Gottfried, Mediziner. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechoslowakei), 19. 9. 1807; gest. Interlaken, Kt. Bern (Schweiz), 28. 10. 1870. Sohn eines angesehenen jüd. Kaufmanns, der als einziger Jude zur Krönungstafel für K. Leopold II. geladen war, und der Charlotte Frankl, einer Tante des Dichters Ludwig August Frankl (s. d.). Absolv. nach dem Besuch des Piaristengymn. 1825–28 die philosoph. Jgg. an der Univ. Prag und stud. ab 1828 Med., leitete schon während der Epidemie 1831 ein Choleraspital, wurde 1832 Leibarzt der Therese Gfn. Trauttmansdorff in Wien und setzte seine Stud. an der dortigen Univ. fort, 1833 Dr. med. (Wien), 1834 Mitgl. der medizin. Fak. Eine Professur schlug er wegen des dafür erforderlichen Glaubenswechsels aus, wirkte ab 1834 als Badearzt in Teplitz (Teplice) sowie ab 1836 als unbesoldeter Primarius am dortigen israelit. Hospital und leitete auch das 1849 auf seine Initiative hin gegründete Spital für kranke Soldaten und Beamte aus dem Kg.Reich Sachsen. S. beschäftigte sich auch theoret. mit Bäderkde., ließ die Teplitzer Wasser sowie Moorproben analysieren und dokumentierte therapeut. Möglichkeiten des Kurortes. Er übernahm daneben kommunale Aufgaben, gehörte 1849–58 dem Stadtverordnetenkollegium an und war 1858–64 Vizebürgermeister. Schon im Elternhaus zu Kunst und Literatur hingeführt und früh mit dichter. Versuchen befaßt, veröff. er ab 1828 in verschiedenen Periodika stilist. von A. Grün (s. Auersperg Anton A. Gf.) beeinflußte Ged., von denen „Mila“ hervorzuheben ist, mit dem er die Aufmerksamkeit der Gfn. Trauttmansdorff auf sich gelenkt hatte. Er besaß vier Töchter, von denen zwei im jugendlichen Alter starben und eine mit dem Verlagsbuchhändler Heinrich Voigt in Weimar verheiratet war. S. stand in persönlichem und brieflichem Kontakt zu zahlreichen bedeutenden Medizinern sowie berühmten Kurgästen, wie Richard Wagner und Arthur Schopenhauer, war Mitgl. mehrerer gel. Ges. und wurde mehrfach geehrt, u. a. 1851 Herzoglich Anhalt. Sanitätsrat. S. trug wesentlich zu Ausbau und Ansehen des Kurorts Teplitz bei.

W.: Mila, in: Der Gesellschafter, 1830; Dissertatio . . . de delirio cum tremore . . ., 1833; Physikal.-medicin. Darstellung des Teplitzer Kohlenmineralmoores und dessen Anwendung zu Bädern, 1835; Teplitz und seine Mineral-Quellen mit bes. Rücksicht auf ihren Werth als Heilmittel, 1841; Teplitz gegen Lähmungen, 1855; Teplitz gegen Neuralgien, 1861; Sedimente meiner Praxis an den Thermen zu Teplitz, 1867; Ged., hrsg. von L. A. Frankl, in: Die Dioskuren 9–10, 1880–81; usw.
L.: Brümmer; Giebisch-Gugitz; Goedeke 10, S. 650, 12, S. 369; Hirsch; Jew. Enc.; Kosch; Wininger; Wurzbach; Dr. G. S., Badearzt zu Teplitz . . . Biograph. Skizze nebst poet. Nachlasse, hrsg. von L. A. Frankl, (1871); P. Wanie, Teplitz-Schönau, 1924, S. 32, 38; Die sudetendt. Selbstverwaltungskörper 4, o. J., S. 17ff.
(F. Spurný)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 232
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