Schmid von Schmidsfelden, Moriz (1836-1917), Unternehmer

— von Schmidsfelden Moriz, Schmid v. S., Unternehmer. Geb. Wöllersdorf (NÖ), 5. 9. 1836; gest. Göblasbruck (NÖ), 1. 12. 1917. Sohn des Josef Karl S. v. S. (s. d.), Bruder des Vorigen, Vater des Adolf (s. d.) und des August S. v. S. d. Ä. (s. unter Adolf S. v. S.), Onkel des Folgenden sowie des Walter Johann Friedrich S. v. S. (s. d.). Nach Stud. am Polytechn. Inst. in Wien (1851–53 an der Kommerziellen Abt., 1852/53 auch an der Techn. Abt.) arbeitete er drei Jahre im Bankfach in Wien, danach war S. u. a. immer wieder kurzfristig als Unternehmer (1856 Sensenhammer bei Kirchberg a. Wechsel, 1863 Beteiligung am Steinkohlenbergwerk in Opponitz, später Errichtung einer Eisenhandlung in Wien), dazwischen als Buchhalter, Geschäftsführer usw. in Wr. und nö. Unternehmen sowie als Repräsentant von Wr. und ausländ. Eisenerzeugungen tätig. Realitätenund Aktienerwerb und Tätigkeit an der Börse, Reisen in die verschiedenen Teile der Österr.-ung. Monarchie erweiterten seinen Aktionsradius. Während die meisten seiner Firmengründungen eher kurzlebig waren (so eine in Wien gegründete „Export und Import en gros“ oder die „Erste Wiener Strohhutfabrik“), gelangen ihm in Wilhelmsburg (NÖ) und Zenica (Bosnien) bedeutende Ind.Gründungen: 1871 erwarb er die ehemalige Gewehrfabrik in Wilhelrnsburg-Göblasbruck (NÖ) und begann mit einem Hammerwerk und einer Dreherei mit der Produktion von Fracht- und Kaleschachsen; in den nächsten Jahren dehnte sich das Unternehmen durch Einbeziehung neuer Fabrikationszweige und unter Mitwirkung von S.s Söhnen bedeutend aus. U. a. wurden landwirtschaftl. Gabeln erzeugt, die die ausländ. Produkte vom Inlandsmarkt verdrängen konnten, 1882 wurde auch eine Haar- und Wollfilzfabrik angegliedert usw. 1903 beschäftigte die Fabrik, die mit 35 Arbeitern begonnen hatte, bereits rund 400, 1908 mehr als 500 Arbeiter. Auf der Standortsuche für ein Stahlwerk, das er mit freigewordenen Kapazitäten aus dem Bereich der fusionierten „Prager Eisenindustrie AG“ ausrüsten wollte, fiel S.s Wahl auf das bosn. Zenica, wo einerseits ideale Rohstoffbedingungen vorzufinden waren und er anderseits dem Konkurrenzdruck der mächtigen Alpine-Montan ausweichen konnte. Gem. mit anderen Geldgebern, zu denen auch Johann Gf. Meran, durch den K. Franz Joseph selbst als geheimer Partner Anteile zeichnen ließ, gehörte, wurde die „Eisen und Stahlgewerkschaft Zenica“ (ab 1899 Eisenind. AG Zenica) gegründet. Zenica florierte und entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Ind.Komplexe des Südostens. Nach 1918 sicherten sich jugoslaw. Kreise nach und nach die Aktienmehrheit und Mitte der 20er Jahre wurden die österr. Anteile endgültig verkauft.

L.: Wr. Ztg. vom 8. 8. 1903, S. 65 (Jubiläums-Festn.); Compass. Finanzielles Jb. für Österr.-Ungarn 1918, hrsg. von R. Hanel, 1, 1917, S. 1859f.; Großind. Österr. 2, S. 268, Erg.Bd. 2, S. 183 f; H. Renner, Durch Bosnien und die Hercegovina, 1897, S. 26, 37 ff.; W. Schmid v. Schmidsfelden, Gedenkbuch der Familie S. v. S., 2. Aufl. 1939, bes. S. 78 f. (mit Stammtafel); P. F. Sugar, Industrialization of Bosnia-Hercegovina 1878–1918, 1963, S. 111ff., 115ff.; E. Bauer, Zwischen Halbmond und Doppeladler, 1971, S. 156f.; A. Schmid v. Schmidsfelden, Im ewigen Strom 4, 1973, passim; H. Berthold, 500 Jahre – Chronik und Geschichte eines Unternehmens, 1984, S. 27; Mitt Th. Krautzer, Graz, Stmk.
(W. E. Schmidt)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 310f.
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