Schmit (Schmidt) von Tavera, Karl (1832-1872), Historiker

— von Tavera Karl, Schmit (Schmidt) v. T., Historiker. Geb. Wien, 20. 7. 1832; gest. Paris (Frankreich), 24. 5. 1872. Sohn des Anton S. v. T. (s. d.), Bruder des Vorigen. Stud. nach Absolv. des Schottengymn. in Wien ab 1851 Jus an der dortigen Univ. und wurde 1856 zum Dr. jur. an der Univ. Graz prom. 1857 trat er als Amanuensis in den Dienst der Univ.Bibl. Wien, von wo er 1858 als prov. Archivar sowie Leiter des Münz- und Antikenkabinetts in jenen des Joanneum in Graz übertrat. Da man seine Stelle nicht innerhalb des von ihm erhofften Zeitraumes systemisierte, verließ er 1860 das Joanneum, gründete gem. mit dem Landesarchäologen K. Haas (s. d.) eine galvanoplast. Anstalt in Graz und spezialisierte sich auf Reproduktionen für museale Zwecke. 1864 in wirtschaftl. Schwierigkeiten geraten, übersiedelte er im folgenden Jahr nach Ödenburg (Sopron) und übernahm 1871 eine Stellung als Sprachlehrer in der Bankiersfamilie Oppenheim in Paris. S. widmete sich am Joanneum neben wichtigen Ordnungsarbeiten vorzügl. organisator. Problemen und erstellte u. a. nach Archivreisen, die er im Auftrag der Landschaft unternommen hatte, einen umfassenden Archivorganisationsplan, bei dem er sich weitgehend am German. Nationalmus. in Nürnberg sowie dem Mähr. Landesarchiv in Brünn (Brno) orientierte. Seit Beginn seiner Grazer Tätigkeit Mitgl. des Hist. Ver. für Stmk. und sofort in dessen Ausschuß gewählt, fungierte er dort als Kassier. Er veröff. einige Abhh. in der Z. des Ver., machte sich aber v. a. durch seine bibliograph. Bestrebungen verdient. Er plante eine mit dem Übergang des Landes an die Habsburger beginnende Bibliographie zur Geschichte Österr., die er in vier Abt. zu veröff. gedachte: Literatur zur Geschichte der Regenten, zu jener der einzelnen Örtlichkeiten, zu bedeutenden Familien und Einzelpersönlichkeiten (ausgenommen Regenten) sowie zu den Hilfswiss. Er konnte allerdings nur einen Tl. der ersten Abt., nämlich jenen für die Epoche bis zum Ende der Regierungszeit Ferdinand I., realisieren. Trotzdem bleibt sein Bemühen bemerkenswert, versuchte er doch nach Johann Nikolaus Vogel, der im letzten Viertel des 18. Jh. den zweibändigen zweiten Tl. seines „Specimen bibliothecae Germaniae Austriacae“ der hist. Literatur gewidmet hatte, als bis über die Mitte des 20. Jh. hin einziger, eine eigenständige systemat. geordnete hist. Bibliographie des österr. Staates zu schaffen.

W.: Geschichte des Hauses Habsburg bis zum Tode Maximilian I. ( = Bibliographie zur Geschichte des österr. Kaiserstaates, Abt. 1, 1), 1858; Bibliographie zur Geschichte Österr. unter Carl V. und Ferdinand I. ( = ebenda, Abt. 1, 2), 1858; Spital a. Semmering, in: Mitth. des hist. Ver. für Stmk. 9, 1859; Das Archiv am Joanneum in Graz, in: Notizenbl. Beih. zum AfÖG 9, 1860; Smlg. der Strafrechtsgesetze in NÖ, 6 Bde., Alphabet. Verzeichnis der schwierigeren in altgerman. Rechtsquellen vorkommenden Ausdrücke, beide Manuskripte, beide Stmk. LA, Graz, Stmk.; usw.
L.: F. Posch, in: Mitt. des Stmk. LA 18, 1968, S. 57; Wurzbach (s. unter Schmid Xaver); Das steiermärk. Landesmus. Joanneum, red. von A. Mell, 1911, s. Reg.; F. Popelka, in: Stmk. – Land. Leute. Leistung, 1956, S. 344; F. Pichler, in: Gesamtinventar des Stmk. LA, hrsg. von F. Posch ( = Veröff. des Stmk. LA 1), 1959, S. 12; A. Lhotsky, Quellenkde. zur mittelalterl. Geschichte Österr. ( = MIÖG, Erg.Bd. 19), 1963, S. 3.
(E. Werk)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 313f.
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