Schmid (Schmidt), Karl (Carl Josef); Ps. Carl Bruno (1801-1862), Militärbeamter, Naturforscher und Schriftsteller

Schmid Karl (Carl Josef) (Schmidt), Ps. Carl Bruno, Militärbeamter, Naturforscher und Schriftsteller. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechoslowakei), 4. 1. 1801; gest. Olmütz, Mähren (Olomouc, Tschechoslowakei), 2. 11. 1862. Sohn eines Kreissekretärs, der schon 1807 verstarb und neun Kinder hinterließ; stud. Phil., Pädagogik und die humanist. Zweige an der Univ. Olmütz, mußte jedoch das Stud. aus finanziellen Gründen abbrechen, trat 1820 als Feldkriegskanzleipraktikant beim mähr.-schles. Gen.Kmdo. in den militär. Verwaltungsdienst und wurde 1828 Verpflegsass. 2., 1832 1. Kl., 1838 Verpflegsadjunkt 2., 1845 1. Kl. und 1849 Verpflegsverwalter. Von Jugend auf an den Naturwiss., speziell der Mineral. interessiert, konnte er sich dieser Neigung erst nach seiner 1849 erfolgten Versetzung nach Wien intensiver widmen. Kontakte zu P. M. Partsch (s. d.), dem Vorstand des Hof-Mineralienkabinetts, sowie dem dortigen Adjunkten Adolf Kenngott, der später manchen Fund für ihn bestimmte, ermöglichten S. Stud. an diesem Inst. Seit seiner Versetzung nach Brünn unternahm er mineralog.-geolog. Fahrten durch Mähren und Schlesien. Er machte einige Neufunde, so ist ihm u. a. der Erstnachweis von blauem Turmalm (Indigolith) im Pegmatit von Rožná zu danken. Er besaß in Brünn eine reichhaltige Smlg. speziell mähr., aber auch internationaler Funde, Material seiner Aufsmlgg. gelangte jedoch auch in verschiedene Mus., vor allem in das Franzensmus, in Brünn. Von seinen mineralog. Veröff. sind jene über die mähr. Turmalinvorkommen sowie jene über den Opal hervorzuheben, in der er eine ausgezeichnete Zusammenfassung des damaligen Wissensstandes gibt. Schon früh war er auch literar. tätig, und in seinen diesbezüglichen Werken verrät er die Weite seiner Interessen und seiner Stud.; Motti und Inhalte weisen die „Idyllen“ (1820) der Generation des „Göttinger Hain“ zu, ebenso die Verwendung antiker Odenformen. Als Dramatiker schließt er an Ayrenhoff (s. d.) an, allerdings verwendet er bereits den fünfhebigen Vers. S. schuf auch Operntexte; so wurde sein „Don Rodrigo Diaz de Vivar, der Cid“ von Emil Mayer (s. d.) vertont und 1848 in Linz aufgef. Seine Ged. und Aufsätze erschienen in zahlreichen Z. und Ztg. Während seines Aufenthalts in Wien verfaßte S. auch Beitrr. für August Schmidts (s. d.) „Allgemeine Wiener Musik-Zeitung“. S., der mit Kenngott sowie dem Geologen und Paläontologen M. Hoernes (s. d.) korrespondierte, wurde in Würdigung seiner Verdienste um Mineral. und Geol. 1851 w. Mitgl. der hist.-statist. Sektion der Mähr.-Schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues . . . und des Werner-Ver. zur geolog. Durchforschung von Mähren und Schlesien, 1856 Sekretär des letzteren und schließlich 1858 zum Korrespondenten der Geolog. Reichsanstalt ernannt.

W.: Brünn und seine Umgebungen, 1835; Sophonisbe, 1845 (Tragödie); Die Brüder, 1847 (myth. Tragödie); Ueber das Vorkommen des Turmalins, insbes. jenes des rothen, am Hradisko nächst Rožna in Mähren, in: Mitth. der k. k. Mähr.-Schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde. in Brünn, 1855; Ueber das Vorkommen des Cacholong, insbes. jenes dieser Mineralspecies in den hohlen Quarzkugeln von Ruditz in Mähren, ebenda, 1855; Mineralog. Notiz (Prismat. Titanit), ebenda, 1855; Ber. über eine Exkursion nach Pernstein, ebenda, 1855; Ueber zwei neue Mineral-Vorkommnisse in Mähren, ebenda, 1855; Das Wichtigste über den Opal im Allg., und über sein Vorkommen in Mähren im Bes., ebenda, 1855; Neues Vorkommen des Diopsid in Mähren, ebenda, 1855; Beitrr. in Z. und Ztg.; usw.
L.: (häufig unter Josef Karl S.): C. J. S. (Ps. C. Bruno), in: Notizen-Bl. der hist.-statist. Section der k. k. mähr.-schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde. 4, 1858, S. 25ff., auch selbständig; P. Strzemcha, in: Z. des dt. Ver. für die Geschichte Mährens und Schlesiens 14, 1910, S. 52f.; Brümmer; Goedeke, s. Reg.; Kosch; Wurzbach; E. Burkart, Mährens Minerale und ihre Literatur, 1953, S. 67; T. Krůta, Moravské nerosty a jejich literatura 1940–65, 1966, S. 18; R. Kettner, Počátky geológických věd na Moravě a ve Slezsku, in: Acta Univ. Palackianae Olomucensis facultatis rerum naturalium 26, 1967, S. 47; f. Stieger, Opernlex. 3/3, 1981; KA Wien.
(K. Adel – G. Niedermayr –f. Spurný)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 280
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