Schmidt, Max (Miksa) (1861-1935), Innenausstatter und Kunstsammler

Schmidt, — Max (Miksa) Innenausstatter und Kunstsammler. Geb. Wien, 11. 3. 1861; gest. Budapest (Ungarn), 1. 4. 1935. Sohn des Kunsttischlers und Innenausstatters Carl Friedrich Heinrich S., Bruder des Schauspielers Erich August S. (beide s. d.), evang. AB. S. absolv. die Forstakad. in Schemnitz (Banská Štiavnica), lernte danach vier Jahre bei einem Pariser Innenarchitekten und war später bei einer einschlägigen Kölner Fa. in leitender Stellung tätig. Er trat 1889 in die väterliche Fa. „Friedrich Otto Schmidts technisches Atelier für Zimmerdecorationen“ (später „für Wohnungs-Einrichtungen“) ein, die er nach dem Tod des Vaters 1894 gem. mit seinem Bruder Carl Leo S. (geb. Wien, 20. 2. 1867; gest. ebenda, 15. 5. 1942) übernahm und gem. mit diesem um eine Niederlage in Budapest erweiterte, in der über 300 Arbeiter beschäftigt waren und in der die Möbel nach den Plänen der besten ung. Kunstgewerbler und nach alten Vorbildern hergestellt wurden. Nachdem in den 90er Jahren die Grenzen des Historismus und die Reformbedürftigkeit des Kunstgewerbes offenkundig geworden waren, wurde das Unternehmen, angeregt durch A. Loos (s. d.), der bei „Friedrich Otto Schmidt“ als Berater tätig war, zum Motor der vom neuen Dir. des Österr. Mus. A. v. Scala (s. d.) ausgehenden Reformideen, die den Historismus durch detailgetreue Kopien, wie sie „Friedrich Otto Schmidt“ auf den Wr. Ausst. des Mus. zeigte, oder durch Neuschöpfungen nach engl. Vorbild zu überwinden suchten. Loos, den auch eine lebenslange Freundschaft mit den Brüdern Max und Carl Leo S. verband, verwendete viele Sitzmöbeltypen aus dem Angebot der Fa., die auch international erfolgreich war. S. zählte auch zu den bedeutendsten Antiquitätenhändlern Europas. Er kaufte Schloßeinrichtungen, Portale und Gemälde, womit er mit viel Sinn für Prunk und repräsentative Wirkungen die Paläste des Finanzadels und der Hocharistokratie, etwa der Familien Castiglione, Festetics, Pálffy, Károlyi usw., ausstattete. Mit seinem Ausbau der Burgruine Kehlburg bei Bruneck (Südtirol) fand er so großen Beifall, daß er mit der Einrichtung weiterer Esterházyscher Schlösser beauftragt wurde. S. erwarb selbst Schlösser in Wien und Budapest, so 1920 das Pötzleinsdorfer Schloß in Wien XVIII. mit seinem großen Park, in dem er die Figuren des ehemaligen Ringtheaters aufstellen ließ. In den Innenräumen des Schlosses ließ er tw. dekorative Teile von anderen Palästen anbringen. Die Säle bargen Smlgg. von Gemälden alter Meister sowie kunstgewerblicher Gegenstände und chines. Vasen. Außerdem besaß S. in Wien das Hernalser Schlößl, das Palais Pachta-Nostiz und das Palais Chotek (ab 1904 Firmensitz). Im Budapester Altofen (Óbuda) erwarb er 1912 das Kisceller Kloster, in dem er ein Kunstgewerbemus, mit einer stilgerechten Musterkollektion einrichtete, wobei etwa die innere Hoffassade mit Fassadenteilen des Reichskriegsmin. in Wien verkleidet wurde, die S. bei dessen Demolierung aufgekauft hatte. Auch die Batthyány-Gärten in Budapest samt Villa waren in seinem Besitz. 1934 vermachte er das Pötzleinsdorfer und das Hernalser Schlößl testamentar. der Gemeinde Wien, das Kisceller Schloß der Stadt Budapest. Sein Nachlaß repräsentierte einen Wert von nahezu 8 Millionen Schilling. S., der wie sein Vater mit vielen zeitgenöss. Künstlern befreundet war, verfügte über eine tiefgehende kunstwiss. Bildung. Er besaß eine wertvolle Bibl. und sprach mehrere Sprachen, darunter Türk. und Hebräisch. Die Fa. wurde nach seinem Tod von Carl Leo S. weitergeführt und befindet sich noch heute in Familienbesitz.

L.: Neues Wr. Tagbl. vom 17. 1. 1930 und 3. 4. 1935; Pester Lloyd und Pesti Napló vom 4., Az Est!, Ujság, Neues Wr. Journal vom 3. 4. 1935; N. Fr. Pr. vom 3. 4., 8. 5. 1935 und 20. 5. 1937; Die Presse vom 11. 11. 1954; Magyar Iparmüvészet, 1903, S. 117ff.; G. Gerold, in: Frau und Mutter 46, 1947, 1. Novemberbl., S. 9; M. Életr. Lex.; Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wr. Gemeindebez. 2, 1924, s. Reg.; L. Loos, Das Buch ohne Titel, hrsg. von A. Opel und H. Schimek, 1986, S. 83f.; f. Kollin, Grüsse aus dem alten Budapest, 1988, S. 190 f; E. B. Ottillinger, in: 22. Wr. Kunst- und Antiquitätenmesse, Wien 1990, S. 177ff. (Kat.); Evang. Pfarramt AB, Wien I., Mitt. I.Schmidt, Wien, undf. Uffermann, Seewalchen am Attersee, OÖ.
(E. Hann – P. Lővei – E. B. Ottillinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 287f.
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