Schmidl, Emil C. (1856-1933), Industrieller

Schmidl Emil C., Industrieller. Geb. Weipert, Böhmen (Vejprty, Tschechien), 2. 12. 1856; gest. Háj (Tschechien), 22. 5. 1933. Enkel des Wenz(e)l, Sohn des Wenz(e)l Ludwig S. (beide s. d.), Neffe des Julius S. (s. unter Edmund S.), Bruder des Ludwig (s. unten), Cousin des Edmund S. (s. d.), Onkel des Rudolf E. S. (s. unten). S. trat 1879, nach dem Ausscheiden seines Vaters (1871) und seiner Onkel Julius und Wilhelm (1871 bzw. 1879), als Teilhaber in das Familienunternehmen, die Weiperter Spitzen- und Posamentierwarenfabrik „W. Schmidl & Söhne“, ein und führte die Fa. gem. mit seinem Bruder Ludwig S. (geb. Weipert, 23. 3. 1841; gest. ebenda, 28. 5. 1901), der bereits 1868 die Wr. Niederlage übernommen hatte, bis zu dessen krankheitsbedingtem Austritt 1892, danach allein bis 1910. Auch in dieser Phase florierte der Betrieb, dessen Erzeugnisse in der gesamten Österr.-ung. Monarchie abgesetzt und nun auch bis in den Orient exportiert wurden. Stetige Aus-, Um- und Neubauten erfolgten im Bemühen, auf dem modernsten techn. Stand zu bleiben, u. a. führte die Fa. 1890 als erste in Weipert die elektr. Beleuchtung in der Fabrik und in den Geschäftsräumen ein. Die Produktpalette mußte flexibel gehalten werden; so wurde etwa ab 1880 das Warensortiment um militär. Abzeichen für das Kriegsmin. ‘erweitert. Außerdem profitierte die Fa. durch die Erfindung der Kunstseide, die der Posamentenind. nach 1900 zu einem Aufschwung verhalf. Unter S., der als Unternehmer insbes. auf rationelle Einrichtungen (u. a. verbesserte er den direkten Versand ab Fabrik) und neue Geschäftsverbindungen bedacht war, wurde 1892 eine Unterstützungskasse für die Arbeiter und ein Pensionsfonds für die Angestellten errichtet. Auch die 1909 erfolgte Gründung der Staatl. Fachschule für die Posamenten-Ind. in Weipert kam zumindest tw. auf Initiative von S. zustande. Bereits 1908 trat S.s angeheirateter Neffe Rudolf E. S. (geb. Weipert, 11. 1. 1880; gest. ebenda, 16. 1. 1939) in die Fa. und führte diese ab 1910 als OHG gem. mit dem früheren Disponenten Julius Nase, dessen Agenden insbes. in der Führung der Wr. Filiale (bis 1933) bestanden. Ab ca. 1912 geriet die Branche in eine durch Veränderungen auf dem Modesektor, v. a. jedoch durch den Ersten Weltkrieg bedingte Krise, von der auch die Fa. S. erfaßt wurde. Durch Fabrikationsumstellungen, so auf Vorhang- und Möbelposamenten, konnten jedoch nach dem Krieg gröbere Verluste abgewendet werden. Gleichzeitig mußte die Fa. neustrukturiert werden: Die Filiale in Wien wurde in ein selbständiges Unternehmen umgewandelt, neue Maschinen wurden angeschafft, tw. wurde wieder Heimarbeit vergeben, mit Indien ein neuer Exportbereich erschlossen. Nach dem Tod Rudolf S.s führte zunächst sein Sohn Emil (gest. Villach, 1958), nach dessen Einberufung zur dt. Wehrmacht seine Mutter Bertha, geb. Kreuzig, den Betrieb weiter, der schließl. 1941 kriegsbedingt sowohl in Wien, als auch in Weipert stillgelegt werden mußte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Wr. Unternehmen von Rudolf S.s Neffen Walter Wittausch und dessen Kompagnon Max Fuchs wieder aufgebaut, während die Weiperter Fabrik ins Volkseigentum der ČSSR überging.

L.: (auch für die anderen Familienmitgl.): Dt. Ztg. Bohemia vom 27. 5. 1933 und 3. 1. 1936; Großind. Österr. 4, S. 384f.; C. G. Schmidl – M. Luft, Geschichte der Stadt Weipert, 1890, s. Reg.; Die Fa. W. Schmidl & Söhne Weipert – Wien und die Entwicklung der Posamenten-Ind. im Erzgebirge, (1914) (mit Bildern), FS-Archiv, Kammer des Bundes der gewerbl. Wirtschaft, Wien; W. Behrbalk, Chronik der Stadt Weipert, 1960, s. Reg.; Mitt. E. Hann und M. Vostrel (Fa. W. Schmidl & Söhne), beide Wien.
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 323
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