Schmidl, (Johann) Michael (1779-1832), Buchhändler, Verleger, Schriftsteller und Bibliograph

Schmidl (Johann) Michael, Buchhändler,Verleger, Schriftsteller und Bibliograph. Geb. Weitersfeld (NÖ), 20. 8. 1779; gest. Wien, 16. 3. 1832. Gatte der Anna (Maria) S. (s. unten). Früh verwaist, besuchte S. ab 1792 das Gymn. in Wien und absolv. an der Univ. das jurid. Stud., wandte sich jedoch dann – nach eigener Angabe aus „Neigung zu litterarischen Beschäftigungen“ – dem Antiquariatsund Sortimentsbuchhandel zu. Er erlernte das Buchhandlungsgewerbe und war stiller Gesellschafter des Antiquariatsbuchhändlers Franz Grund. Ab 1813 Kompagnon Jacob Mayers, veranstalteten die beiden ab 1822 die erste Gesamtausg. der Werke F. Schlegels (s. d.), welche jedoch aufgrund eines Zerwürfnisses zwischen S. und Mayer, die sich 1825 trennten, unvollendet blieb. 1826–30 war S. Gesellschafter Katharina Gräffers, danach selbständig. Nach S.s Tod wurde die Buchhandlung von seiner Witwe Anna (Maria) S., geb. Schmidt (geb. Wien, 7. 6. 1782; gest. ebenda, 17. 2. 1845), Tochter eines Kleidermachers, unter „Mich. Schmidl’s sel. Witwe“ weitergeführt. 1836 schloß sie unter der Fa. „Michael Schmidl’s sel. Witwe und Ignaz Klang“ einen 1839 wieder aufgelösten Ges.Vertrag mit S.s Neffen Ignaz Klang (geb. Weitersfeld, 30. 5. 1806), der 1830 als Lehrling in die Schmidlsche Buchhandlung eingetreten war. S., nach zeitgenöss. Quellen bes. in der dt. belletrist. Literatur und der altdt. Poesie bewandert, trat neben seiner buchhändler.-verleger. Tätigkeit auch als Schriftsteller und Kompilator hervor. In seinem „Literarischen Anzeiger“ (1819–1822) erschienen neben Miszellen über Schriftsteller usw. v. a. Anzeigen neuer Bücher und Rezensionen, z. Tl. als Abdrucke aus den bekanntesten dt.sprachigen Organen, wodurch dieser für die Rezeption derLiteratur der Goethezeit in Österr. eine wesentl. Rolle spielte. Von den in Jg. 2 beginnenden „Linien zu Schriftstellerbildnissen“ sei insbes. auf die Darstellung Kleists (Jg. 3) hingewiesen, nicht zuletzt wegen ihrer intensiven Auseinandersetzung mit dem „Prinz von Homburg“, der als Kleists vollendetste Dichtung gesehen wird, oder auf die eindeutig S. zuzuschreibende Abraham a Sancta Claras (Jg. 4), die eineerste vollständige Übersicht über dessen Schriften bringt. S., mit bedeutenden Zeitgenossen, wie den Brüdern Grimm und Ch. J. A. Kuffner (s. d.), befreundet, gehörte zum engsten Freundeskreis Brentanos bei dessen Wienaufenthalt 1813/14 und zum Kern der literar, ausgerichteten „Strobelkopf-Gesellschaft“ (etwa 1813–16). In diesem Zusammenhang hatte er – als Kompagnon Mayers – wohl auch Anteil an der Z. „Friedensblätter“. Somit kann S. – zumindest zeitweise – als ein Vermittler der Literatur der Romantik in und nach Wien gesehen werden.

W.: Kriegermuth und Vaterlandsliebe in Beyspielen, 1809; usw. Hrsg.: Lebenskunst, 4 Bde., 1817; Literar. Anzeiger . . . l–4, 1819–22 (Jg. 4, red. von F. Gräffer).
L.: E. Lebensaft, in: Bruckner-Symposion 1987, 1989, S. 43 f.; Graeffer–Czikann 4 und 6 (s. Schmidl’s M. Witwe); Wurzbach; F. Gräffer, Kleine Wr. Memoiren und Wr. Dosenstücke, hrsg. von A. Schlossar und G. Gugitz, 1–2 ( = Denkwürdigkeiten aus Alt-Österr. 13–14), 1918, s. Reg.; Briefe von und an F. und D. Schlegel, hrsg. von J. Körner, 1926, s. Reg.; Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis, hrsg. von J. Körner, 2–3, 1937–58, s. Reg.; A. Fellner, Wr. Romantik am Wendepunkt 1813–15 (Die, ,Friedensblätter“ und ihr Kreis), phil. Diss. Wien, 1951, bes. S. 116ff., 132f., 219; H. Seidler, Österr. Vormärz und Goethezeit ( = Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 394), 1982, s. Reg.; Krit. Friedrich-Schlegel-Ausg., hrsg. von E. Behler u. a., Abt. 1, Bd. 1, 1979, s. Reg., Abt. 3, Bd. 30, 1980, s. Reg.; Wr. Sladt- und LA, Wien.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 325f.
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