Schmidl, Wenz(e)l Ludwig (1811-1900), Industrieller

Schmidl Wenz(e)l Ludwig, Industrieller. Geb. Weipert, Böhmen (Vejprty, Tschechien), 1. 3. 1811; gest. ebenda, 14. 8. 1900. Sohn des Vorigen, Bruder von Julius S. (s. unter Edmund S.), Wilhelm (s. unten) und Rudolf S. (s. unter dem Vorigen), Vater von Emil C. S. (s. d.) und Ludwig S. (s. unter Emil C. S.), Onkel von Edmund S. (s. d.). S., der schon als Elfjähriger mit seinem Vater die Märkte in Graz und Wien bereiste, war 1839 gem. mit seinem Vater und seinem Bruder Wilhelm S. (geb. Weipert, 18. 3. 1813; gest. ebenda, 2. 6. 1893) Mitbegründer der Spitzen-, Posamentierwaren- und Litzenfabrik „W. Schmidl & Söhne“ in Weipert, wobei S. für das Weiperter Geschäft und Wilhelm für die Niederlage in Wien zuständig war. Nach dem Ausscheiden des Vaters 1845 leitete S. die Fa. gem. mit Wilhelm und seinem – neu eingetretenen und in der Folge für die Fabrikation zuständigen – Bruder Julius. Die Brüder setzten das Aufbauwerk von Wenzel S. kontinuierl. fort, wobei die ständige, den Modetrends folgende Erweiterung des Warenangebots mit der maschinellen Modernisierung (etwa der Anschaffung von Bandstühlen Ende der 50er Jahre) und dem Ausbau der Fabrikation in Weipert (1857) sowie der Wr. Niederlage Hand in Hand gingen. Die stetige Expansion des Exportgeschäfts wurde zusätzl. durch die ab den frühen 70er Jahren verbesserten lokalen Verkehrsverbindungen sowie durch die Errichtung neuer Filialen, etwa in London und New York, begünstigt. Vom internationalen Renommee der Firmenprodukte zeugen u. a. die vielfachen Ausz. auf Ausst, u. a. auf der Weltausst. in Wien 1873 sowie in London 1874 oder Philadelphia 1876. In den 70er Jahren erfolgte auch die nächste Generationsablöse in der Firmenleitung: 1871 schieden S. und sein Bruder Julius aus der Fa. aus, 1879 auch Wilhelm; S.s Söhne Emil C. und Ludwig S. führten das Unternehmen weiter. S., der 1874 bis zu seinem Tod Obmann der von seinem Vater ins Leben gerufenen Posamentierarbeitervereinigung (ab 1876 „Posamentier- und Handarbeiter-Verein“) war, engagierte sich auch auf kommunaler und auf Bez.Ebene sowie im sozialen Bereich; so wurden schon zu seinen Lebzeiten, bes. aber nach seinem Tod Stiftungen für Bedürftige eingerichtet.

L.: (tw. auch für die anderen Familienmitgl): Bohemia vom 16., N. Fr. Pr. vom 17. 8., Dt. Volksthum (Weipert) vom 17. 8. und 2. 9. 1900; Dt. Ztg. Bohemia vom 3. 1. 1936; Großind. Österr. 4, S. 384f.; C. G. Schmidl – M. Luft, Geschichte der Stadt Weipert, 1890, s. Reg.; Die Fa. W. Schmidl & Söhne Weipert – Wien und die Entwicklung der Posamenten-Ind. im Erzgebirge, (1914) (mit Bildern), FS-Archiv, Kammer des Bundes der gewerbl. Wirtschaft, Wien; W. Behrbalk, Chronik der Stadt Weipert, 1960, s. Reg.
(E. Hann)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 327
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