Schneeweiß, Martin d. J. (1907-1947), Motorradrennfahrer

Schneeweiß Martin d. J., Motorradrennfahrer. Geb. Wien, 26. 6. 1907; gest. Graz (Stmk.), 7. 10. 1947. Sohn des Martin Franz S. (s. unter dem Vorigen), Großneffe des Vorigen. Nach der Realschulmatura (1926) erhielt S. von seinem Vater als Geschenk ein Motorrad, mit dem er 1927 seine ersten Rennen bestritt. Schon bei seinem zweiten Antreten, dem Allhang-Riederberg-Rennen, konnte er die Anfängerkategorie für sich entscheiden; bei seinem dritten Start im Juli 1927 auf dem Wr. Trabrennplatz wurde er sogar österr. Meister im Sandbahnfahren in der 175cm3-Kl. Diesen Erfolg konnte er 1928 in der 350er-Kategorie wiederholen. Im selben Jahr erhielt er bereits das „Prominentenabzeichen“ der Rennfahrervereinigung, was niemandem zuvor innerhalb so kurzer Zeit gelungen war. Außerdem errang er im selben Jahr den Titel eines „Landesmeisters für Österreich für 1928“. Bei Straßenwettbewerben, die S. aus finanziellen Gründen nur zu Anfang der 30er Jahre bestritt, belegte er erste Plätze bei der österr. Tourist Trophy 1929 und 1932 sowie beim poln. Wista-Rundrennen 1932. Daneben bestritt er ab 1928 zahlreiche Bergrennen, wobei er u. a. 1928 auf dem Semmering, 1935 und 1939 auf dem Großglockner und 1936 in Ungarn gewann. Seine eigentl. Dominanz bewies S. jedoch auf der Sandbahn, wo er ab Beginn der 30er Jahre vorwiegend in der Kl. bis 500cm3 antrat. Neben oftmaligen Siegen auf nationaler Ebene v. a. in der Wr. Krieau und auf der Grazer Trabrennbahn seien seine internationalen Erfolge bei Veranstaltungen in München (1937 und 1939), Stockholm, Kopenhagen, Hamburg (jeweils 1937) und Zagreb (1940) genannt. Er krönte seine Laufbahn mit dem Gewinn der Europameisterschaft, die erstmals 1937 in Prag mit 500cm3-Maschinen ausgetragen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte er an seine frühere Erfolgsserie anknüpfen, bis er schließl. bei einem Rennen auf der Grazer Trabrennbahn mit einem Konkurrenten so verhängnisvoll kollidierte, daß er einige Tage danach an den Folgen verstarb. S. verzeichnete in seiner einmaligen Karriere über 220 Siege. Seine Erfolge beruhten nicht nur auf seinem fahrer. Talent, sondern auch auf seinem techn. Wissen. Trotz fehlender einschlägiger Ausbildung präparierte er seine Motorräder zumeist selbst. Später entwickelte er auch den Rahmen seiner 500cm3 „Gigant“-Rennmaschine, mit der er Europameister wurde, wobei erstmals bei einer Sandbahnmaschine eine Hinterradfederung Verwendung fand. Im Jahre 1937 konstruierte er einen Motor mit 350cm3 Hubraum, mit dem er ebenfalls Spitzenplazierungen erreichte. Abseits vom Renngeschehen betrieb S. in der ersten Hälfte der 30er Jahre ein kleines Transportunternehmen in Wien, das er aber bald wegen mangelnder Auslastung aufgab.

W.: Zwischen Start und Ziel, bearb. von G. Roskosny, 1948 (Autobiographie, mit Bild).
L.: Sport-Tagbl. vom 19. 7. 1932, 6., 9. und 15. 9. 1937 (mit Bild); Wr. Neueste Nachrichten ( Wochenausg.) vom 23. 4. 1937; Das Steirerbl. vom 5. (mit Bild) und 8. 10. 1947, Wr. Ztg., Neues Österr., Wr. Tages-Ztg. und Österr. Volksstimme vom 8. 10. 1947; Austro-Motor, 1947, H. 8, S. 27 (mit Bild); H. Krakowizer – P. Carrick, Motorradsport, 1979, S. 254, 292f.; G. Schrey, Sein letztes Rennen, o. J. (mit Bild).
(Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 366f.
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