Schneider, August (Johann Augustin) (1814-1897), Weinhändler

Schneider August (Johann Augustin), Weingroßhändler. Geb. Marktbreit, Würzburg (Deutschland), 13. 1. 1814; gest. Vöslau (Bad Vöslau, NÖ), 8. 7. 1897. Sohn eines Schreiners, Schwiegervater des Otto Schlumberger v. Goldeck (s. unter Robert Alwin S. v. G.), Großvater des Robert Schlumberger v. Goldeck (s. d.); evang. AB. Er lernte in seiner Heimat die Weiß-, dann auch die Rotküferei und eignete sich erste Kenntnis in der Kellerwirtschaft an. 1833 kam S. nach Wien, wo er als Bindergeselle, ab 1834 im Hotel- und Gastgewerbe arbeitete: vorerst als Kellerbinder und bald als Schankoberkellner im Hotel „Erzherzog Karl“ (wo er auch die Arbeiten des Kellermeisters verrichtete), dann – nach kurzer Rückkehr nach Deutschland, 1836 – im Hotel „Matschakerhof“ und im Daumschen „Elysium“. Nach Erwerb des Bürgerrechts und der Heirat (beides 1841) mit Elise Scheer, Sitzkassierin im Daumschen Kaffeehaus, machte er sich als Gastwirt und bald auch als Weinhändler (vorerst in Zusammenarbeit mit seinem Schwager Rudolf Schalch) selbständig. Anfängl. Mißerfolge waren 1843 überwunden, 1844 eröffnete S. eine Weinschank in Wien I., bald ein beliebter Treffpunkt prominenter Gäste. S. s Haupttätigkeit verlegte sich jedoch immer mehr auf den Weinhandel; insbes. die neuen Zollgesetze 1850 begünstigten den Import von südung. Weinen und ein bedeutendes Exportgeschäft bes. nach Deutschland, Finnland, Rußland und der Schweiz; auch Armeelieferungen erreichten einen beachtl. Umfang. Diese Expansion seines Weinhandels - S. s Weine, deren Einkauf er durch viele Jahre selbst besorgte, waren wegen ihrer Qualität gesucht und wurden auch wiederholt ausgez. – bedingte auch die Erwerbung neuer Keller (so 1860 die Häuser in Döbling/ Wien-Döbling) sowie die Eröffnung von Filialen und Weinstuben im In– und Ausland (Verona, Leipzig usw. sowie 1872 Eröffnung von Comptoir und Gassenausschank in seinem 1866 fertiggestellten Stadthaus in Wien I.) bzw. eine räuml. Ausweitung nach Vöslau (dort ab 1870 wohnhaft), wo er einen Musterweingarten angelegt hatte. S., österr. und preuß. Hoflieferant, wurde auch als Experte auf dem Gebiet des Weinwesens (u. a. bei der Nö. Handels- und Gewerbekammer) herangezogen. Anläßl. seines 50jährigen Firmenjubiläums 1890 wurde S., der den Typus des Selfmademan verkörperte, seitens der Gemeinden Wien und Vöslau sowie durch Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens ausgez. Er war auch karitativ (u. a. durch Zuwendungen an die Wr. Poliklinik) tätig. 1894 übernahm sein Schwiegersohn, Otto Schlumberger v. Goldeck die Geschäftsführung, 1910 trat dessen Sohn Robert als Gesellschafter in die Fa. ein.

L.: Neues Wr. Tagbl. vom 9. 7. 1897; Wirtschaft vom 3. 11. 1962; R. Schlumberger Edler v. Goldeck, Weinhandel und Weinbau im Kaiserstaate Österr. 1804–1918, 1937, s. Reg. (mit Bildern); R. Schlumberger, in: Heimatbuch für die Stadtgemeinde Bad Vöslau und die Gemeinde Gainfarn, 1959, S. 149ff. (mit Bildern); G. Holzmann, Unternehmer aus NÖ ( = Schriftenr. der Handelskammer NÖ 7), 1967, S. 103ff. (mit Bild); W. Filek-Wittinghausen, Gut gewerkt in Döbling, 1984, S. 68.
(W. Filek-Wittinghausen - E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 371
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