Schneider, Franz Anton (1777-1820), Freiheitskämpfer und Jurist

Schneider Franz Anton, Freiheitskämpfer und Jurist. Geb. Weiler, Vbg. (Weiler-Simmerberg, Bayern, Deutschland), 13. 10. 1777; gest. Fideris, Kt. Graubünden (Schweiz), 16. 7. 1820. Sohn eines Wundarztes. Nach Besuch des Gymn. in Feldkirch (1790–95) absolv. S. 1795–97 an der Univ. Innsbruck die philosoph. Jgg. und stud. 1797–1801 Jus, 1802 Dr. jur. (wegen seiner Verdienste um die Landesverteidigung taxfrei). 1802–05 war er Praktikant am Landgericht Dornbirn, ab 1806 Advokat in Bregenz und Hofgerichtsadvokat in Memmingen. Schon als Student zeichnete sich S. 1796 und 1799 (Schlacht von Feldkirch) gegen die Franzosen militär. aus (Fähnrich, Lt.). 1807 wurde er von den Bayern unter dem Verdacht, ein österr. Agent zu sein, vorübergehend verhaftet. 1808 verehel. er sich mit Anna Maria (1788–1870), einer Tochter des Bregenzer Bürgermeisters Mathias Sauser. Im selben Jahr erwarb er die aufgehobene Abtei Mehrerau (1823 Verkauf durch die Witwe), wobei ihm die Zerstörung von deren Kirche später angelastet wurde. Gleich nach Beginn des Aufstands gegen Bayern wurde S. von den Vorarlberger Ständen im Mai 1809 zum Landeskoär. (Chef der zivilen Verwaltung), im Juni 1809 zum Generalkoär. (Chef der zivilen und militär. Verwaltung) ernannt. Es gelang ihm, fast ohne Mittel eine Streitmacht von 20.000 Mann aufzustellen, die anfangs erfolgreich operierte, nach der Schlacht von Wagram und dem Waffenstillstand von Znaim (Znojmo) jedoch in Bedrängnis geriet. S. lehnte es ab, sich durch Flucht in die Schweiz zu retten, sondern stellte sich, um Repressalien gegen sein Land zu verhindern, den Württembergern, die ihrerseits den Erschießungsbefehl Napoleons ignorierten. Er war bis Juli 1810 auf der Festung Hohenasperg und in bayer. Gefängnissen inhaftiert. Nach seiner Entlassung wurde S. 1810 Appellationsrat in Wien. 1813 wurde er wegen des Verdachts der Mitarbeit in Hormayrs und Erzh. Johanns (beide s. d.) „Alpenbund“ auf Betreiben Metternichs (s. d.) auf dem Brünner Spielberg gefangen gesetzt. Im April 1814 freigelassen, kehrte er als kranker Mann nach Wien zurück und starb, Heilung suchend, im Bad Fideris. Im Gegensatz zu Andreas Hofer war S. kein Volksheld: der aufklärer. und josephin, gesinnte, kühl abwägende Jurist kapitulierte frühzeitig, um Schlimmeres zu verhindern. Seine Gegner warfen ihm Verrat und Untreue vor, sodaß er eine umstrittene Persönlichkeit blieb, die erst in jüngerer Zeit eine gerechtere Beurteilung erfuhr.

L.: F(reiherr) v. H (ormayr), in: Archiv für Geographie, Historie, Staatsund Kriegskunst 11, 1820, S. 423ff.; f. Hirn, in: Forschungen und Mitt. zur Geschichte Tirols und Vbg. 2, 1905, S. 29ff.; ders., in: 10. (33.) Jahresber. der k. k. Oberrealschule in Dornbirn . . . 1910/11, 1911, S. 7, 11, 17ff., 29; Graeffer-Czikann; Wurzbach; R. Byr, Anno Neun und Dreizehn, 2. Aufl., 2 Bde., 1906 (belletrist.); f. Hirn, Vbg. Erhebung im Jahre 1809, 1909, s. Reg.; Volksheld oder Verräter? Dr. A. S. 1777–1820, hrsg. von K.-H. Burmeister ( = Schriften des Vorarlberger LA 1), (1985) (mit Bibliographie und Bildern); Neue Perspektiven 1809, hrsg. von G. Wanner ( = Informationsbuch 1), 1985, bes. S. 81ff., 109ff. (mit Bibliographie und Bildern).
(K.-H. Burmeister)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 376
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