Schneiderhan Franz, Kulturfunktionär und Industrieller. Geb. Meidling, NÖ (Wien), 9. 10. 1863; gest. in der Nähe des Gasthofes Wüstelau (Gmd. Kaprun, Sbg.), 20. 9. 1938 (?). Sohn des Bäckermeisters Josef S. (geb. Leopoldsdorf, NÖ, 1. 3. 1837; gest. Rekawinkel, NÖ, 23. 7. 1918), der 1887–91 Bgm. von Untermeidling (NÖ/Wien-Meidling), 1891–95 Stadtrat von Wien war, Onkel des Schauspielers Theodor Felix S. (geb. Wien, 8. 2. 1876; gest. ebenda, 1. 2. 1929), Großonkel der Violinvirtuosen Walter (geb. Wien, 9. 4. 1901; gest. ebenda, 21. 12. 1978) und Wolfgang S. (geb. Wien, 28. 5. 1915). Trotz seiner schon frühen Neigung zur Musik absolv. S. 1882–85 die Hochschule für Bodenkultur in Wien und betrieb 1885–86 volkswirtschaftl. und phil. Stud. an der Pariser Sorbonne und am Collège de France. Danach nahm er in Wien Gesangsunterricht (u. a. bei Josef Gänsbacher, s. d.). 1886 trat er in die Fa. „P. Ladstätter & Söhne“ (s. Ladstätter Peter sen.) ein, wurde 1891 deren Gesellschafter, 1901 deren Chef. 1892 heiratete er Amalie Ladstätter. Er war auch Präs. des „Verbandes der Ganzfabrikatenindustrie in Wien“. S.s Aktivitäten als Kulturfunktionär begannen im Wr. Männergesang-Ver. (Vorstand 1899–1907, 1907 Ehrenmitgl. und Ehrenvorstand): hier wird seine organisator, (u. a. USA-Reise des Ver. 1907) und redner. Begabung hervorgehoben. 1905–07 war S. Dion.Mitgl. der Ges. der Musikfreunde in Wien, 1906–08 Obmannstellv. des Josef Reiterver., ferner Mitgl. des Aktionskomitees der Wr. Konzerthausges. 1907 erwarb S. die Hutfabrik „B. Perl jr. Nachfolger“ in Breslau und übersiedelte in diese Stadt. Dort machte er sich – unterbrochen durch Kriegsdienst 1914–18, zuletzt als Art.Hptm. – u. a. um die Sicherung des Weiterbestandes der Oper (Präs. der Stadttheaterges.) und als Präs. des Schles. Landesorchesters sowie der Konzerthausges. verdient. Ab 1920 auch österr. Hon.-Konsul, 1922 Hon.-Generalkonsul, wurde S. 1926 als Generaldir. der österr. Bundestheater nach Wien berufen. Ihm oblag die „oberste Leitung der Geschäfte . . . in administrativer, kommerzieller und allgemein künstlerischer Hinsicht“, mit dem Ziel, eine weitgehende Kommerzialisierung des Betriebs zu erreichen. In S.s Periode fällt die Berufung von Wildgans und Röbbeling (s. d.) als Dir. des Burgtheaters bzw. von Clemens Krauss an die Staatsoper sowie die Wiedergewinnung von Richard Strauss als Gastdirigenten, doch mußte er, von den Künstlern als Verkörperung der „Spardiktatur“ betrachtet und in der öff. Meinung umstritten, 1933 zurücktreten. 1935–38 fungierte er, nach Salzburg übersiedelt, als Präs. der Internationalen Stiftung Mozarteum. S. war Träger zahlreicher Ausz., u. a. der Österr.- ung. Monarchie und des österr. Bundesstaates. Er verunglückte bei einer Bergwanderung auf dem Weg zur Gleiwitzer Hütte, sein Leichnam wurde erst im Mai 1939 gefunden.